Prinzip Hoffnung
Am Anfang war der Kuss. Innig umschlungen stehen eine Frau und ein Mann in der Bühnenmitte, liebkosen sich mit der Zärtlichkeit des ersten Mals und wollen selbst dann nicht voneinander lassen, als das aus dem Raunen der Kontrabässe sich entwickelnde, initiale Es-Dur anschwillt zum Wagner’schen Klangstrom, der vom Werden der Welt kündet. «Weia! Waga! Woge du Welle» intonieren die Rheintöchter die ersten Worte der Tetralogie.
Das junge Paar presst weiterhin die Lippen aufeinander, hat nur Augen für sich, auch dann noch, als mit dem Auftritt Alberichs der unschuldige Urzustand des Menschseins in Gefahr und aus dem Lot gerät.
Doch zunächst zeigt Stephen Langridge uns mit diesem wunderbar einfachen Bild, das die erste vollständige «Ring»-Inszenierung in Göteborgs Opernhaus eröffnet, dass man Archetypen sehr wohl ganz konkret lesen darf. Zwar ist die «Edda» hier im Norden durchaus eine vertraute Geschichte, doch die Menschen der Stadt am Kattegat sind «Ring»-Novizen. Also erzählt der regieführende Intendant (und designierte Direktor des Glyndebourne Festivals) den Plot so deutlich, direkt und anti-illusionistisch, wie Evan Rogister im Graben dirigiert: dezidiert unmystisch, rhetorisch ...
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Opernwelt Januar 2019
Rubrik: Magazin, Seite 62
von Peter Krause
Die Mezzosopranistin Jelena Obraszowa, die im Januar 2015 in einem Leipziger Krankenhaus verstarb, war nicht nur eine der großen Primadonnen ihrer Zeit, sondern auch ein russisches Nationalheiligtum. Mehr als ein halbes Jahrhundert stand sie auf der Bühne, zuletzt in Charakterpartien wie der «Pique Dame»-Gräfin und der Babulenka in Prokofjews «Der Spieler».
Alexe...
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Die Zeit. Ein «sonderbar Ding» sei sie, erkennt Feldmarschallin Fürstin Werdenberg. Sie taugt wohl auch als guter Leim, vermag sie doch zur sinnvollen Collage zu verkleben, was a priori nicht unbedingt füreinander geschaffen scheint. Unterschiedliche Lieder etwa wie auf den beiden hier verhandelten Alben. Deren Dramaturgie stellt über die Werke hinaus...