Primadonnenglück
Auf das Pandemie-Pech mit seiner sieben Monate anhaltenden Pause des Spielbetriebs folgte zur Wiedereröffnung das pure Primadonnenglück: Mit Händels frühem venezianischen Erfolg «Agrippina» wagte die Hamburgische Staatsoper zudem das Fernduell mit dem deutschen Branchenprimus, der Bayerischen Staatsoper in München. Denn von der Isar an die Alster wurde nun die Inszenierung von Barrie Kosky transferiert – mit Koproduktionszwischenstopp an der Royal Opera in Covent Garden, wo die Titelpartie mit uneinholbarer Bad-Girl-Grandezza von Joyce DiDonato gegeben wurde.
In München hingegen hatte die stimmlich reife Britin Alice Coote ein Agrippina-Vollweib verkörpert, das sich nimmt, was und wen sie will – und wäre es der eigene Sohn Nerone. Da passten Cootes angeschärft dramatische Höhen gut zum Charakter der macht- wie sexgeilen Kaiserin. Ausgestochen wurde sie nun freilich von Anna Bonitatibus in Hamburg. Deren substanzreicher Mezzo hat aufregend dunkle Farben in allen Lagen. Die stimmliche Agilität, ihre mit prägnanten Konsonanten ausgelebte italienische Muttersprache, die geflüsterte Hinterlist in den Pianopassagen machten nicht nur die vokalexpressiv gestaltete «Pensieri»-Arie im ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt August 2021
Rubrik: Panorama, Seite 34
von Peter Krause
Es waren Bilder, die durch die Presse gingen, weit über Deutschland hinaus: Freiburger Hitlerjungen halten Mahnwache an den Särgen englischer Jugendlicher. Tags zuvor, am 17. April 1936, war eine Gruppe von 27 britischen Schülern mit ihrem Lehrer zu einer Wanderung in die Schwarzwald-Höhenwelt rund um den Freiburger Hausberg Schauinsland aufgebrochen. Fünf von...
Zwangsherrschaft à la Scarpia ist ohne kirchlichen Segen nicht denkbar, die unheilvolle Allianz von politischer und religiöser Unterdrückung mündet geradewegs in eine mit sexuellen Obsessionen angefüllte Folterkammer – wie jenen kurzlebigen faschistischen Reststaat von Salò, den wir aus Pier Paolo Pasolinis Film «Die 120 Tage von Sodom» kennen.
Das jedenfalls ist...
Kommt man nach einiger Zeit wieder nach Paris, so ist man erneut gepackt von der Schönheit, Pracht, Vitalität und Dynamik der Stadt. Die trostlosen Fernsehbilder menschenleerer Straßen während des Lockdowns noch im Gedächtnis, ist man schier perplex, wie rasant das öffentliche Leben wieder Fahrt aufgenommen hat, nicht nur im gewohnt tosenden Verkehr. Auch die...