Polizeibericht, Kellerkomödie
Das leibhaftige Leben ist ja manchmal sowas von verismo (um nicht zu sagen abgeschmackt), dass es noch den ausgebufftesten Poeten rechts überholt. Zum Beispiel im Fall von Anna Sutter, der Starsopranistin am Stuttgarter Hoftheater, einer bejubelten Carmen und bewunderten Salome: erschossen vom eifersüchtigen – weil ehemaligen – Liebhaber, einem Hofkapellmeister. Der neue Lover, ein Bassbariton, verspürt in seinem Versteck aber auch keine Veranlassung, dem Schicksal in die Parade zu grätschen.
Über den Umweg von Alain Claude Sulzers Novelle «Annas Maske» ist die Geschichte wieder dort gelandet, wo sie hingehört: auf der Opernbühne, nicht weit entfernt von Anna Sutters Geburtsort Wil, in St. Gallen. Für David Philip Hefti hat Sulzer ein deutsches Libretto in zehn Szenen plus Prolog und Epilog geschrieben. Der Titel bezieht sich auf das Abnehmen der Totenmaske: Die Frau, die ihre Freiheit über alles liebte, kann sich nicht mehr wehren. Und also beginnt die Oper mit der sofortigen Kommerzialisierung ihres Ablebens. Glücklicherweise lässt es Sulzer dann aber auch gut sein mit tiefgründelnden Überhöhungen, penetrantem Psychologisieren oder rätselvollen Mehrdeutigkeiten. Und löst alle ...
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Opernwelt Juli 2017
Rubrik: Panorama, Seite 46
von Clemens Prokop
Das Kreischen der U-Bahn? Einfach ausgeblendet. Intime Unterhaltungen verschwitzter Fremder? Weg. Auf Knopfdruck verwandelt sich die Höllen-Soundscape in weise Worte. Oder Stille. Oder zu Janáček – was sich die jungen Leute eben so auf die Ohren knallen. Natürlich können längst auch viele dasselbe hören, kabellose Übertragungstechnik macht’s möglich. So lassen sich...
Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss sich eben der Prophet bewegen. Ingo Metzmacher beherzigt das auch in seiner zweiten Saison als Intendant der Kunstfestspiele Herrenhausen. Weil in den Anfangsjahren des Festivals unter Elisabeth Schweeger zu wenige Neugierige den Weg in Hannovers Barockgarten und dessen Spielstätten gefunden hatten, geht Metzmacher...
Fast hundert Inszenierungen hat er seit 1990 erarbeitet. Von Wien und Salzburg bis Mailand, von Hamburg, Berlin und Paris bis London gehört der gebürtige Frankfurter zu den gefragtesten Regisseuren seiner Generation. Gerade bereitet Claus Guth sein Debüt in Glyndebourne vor: Mozarts «Titus». Mit Unsuk Chin plant er ein neues «Alice»-Stück, mit Michael Jarrell eine...
