«Poetischer Ausdruck der Seele»
Als Verdi nach der römischen Erstaufführung des «Falstaff» im April 1893 auf einem Bankett geehrt wurde, soll der Achtzigjährige mit kaum überhörbarem Understatement den Ehrentitel eines «musicista», eines «Komponisten», zurückgewiesen und sich bescheiden als «uomo di teatro», als «Mann des Theaters», bezeichnet haben. Diese Äußerung gehört zu den Strategien seiner Selbststilisierung. Und doch enthält sie mehr als nur ein Gran Wahrheit.
Verdi war ein nüchterner Mann der Praxis, kein Theoretiker wie sein Gegenspieler Wagner, der sich der Worte nicht weniger plakativ bediente als der Noten. «‹Verdis Ästhetik›, eine Betrachtung mit diesem Titel würde seinen höchsten Ingrimm hervorrufen», schreibt der Musikforscher Alfred Einstein, um dann allerdings fortzufahren, dass Verdis «wahre Ästhetik, natürlich, ganz aus seinen Werken abzulesen» sei. Wir finden bei Verdi darüber hinaus eine implizite Ästhetik, über die er in zahllosen Briefen Rechenschaft gegeben hat. Allerdings: Auch dort doziert er nicht wie der redselige Wagner, sondern zeigt sich stets auf unbeirrbar kompromisslose Weise an konkreten Fragen und ihrer Lösung interessiert.
Wie Wagner und Brecht hat auch Verdi sich um jedes ...
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Opernwelt Jahrbuch 2012
Rubrik: Giuseppe Verdi, Seite 58
von Uwe Schweikert
Der 19. April 1836 war ein besonderer Tag für das kaiserlichkönigliche Knabenkonvikt in Mailand. In dem vom Adel bevorzugten der beiden humanistischen Gymnasien der Stadt wurde der Geburtstag des Wiener Kaisers mit großer Musik gefeiert. Graf Renato Borromeo hatte eigens eine Festkantate gedichtet. «Questo di gioia è dì» – «Dies ist ein Freudentag; er schenkte dem...
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Am Ende ereilte ihn doch der «Blues», wie Michael Alber gestand. Neunzehn Jahre war der Chordirigent an der Staatsoper Stuttgart, seit 2001 als Chef des mehrfach ausgezeichneten «Opernchors des Jahres» – allein in seiner Ägide wurden die Sängerinnen und Sänger bislang fünfmal als Beste gewählt, nun kommt der sechste Titel dazu. Am 18. März hat sich Alber...