Pioniertat
Seit der Antike weiß man es: «Habent sua fata libelli» – Bücher haben ihr Schicksal. Ein Schicksal haben auch Opern. Und selten ein gutes, wenn sie berühmten Büchern folgen. Als Lorin Maazels «1984» vor 18 Jahren an Londons Covent Garden uraufgeführt wurde, fielen die Kritiken ungnädig aus. Man stieß sich an U-musikalischen Einsprengseln, daran, dass die Oper nicht die Lakonie von George Orwells Roman erreiche.
Ihr Schöpfer hatte als Dirigent und allenfalls Geiger Berühmtheit erlangt, das kompositorische Werk vor allem der letzten 15 Lebensjahre nahm man ihm nicht mehr ab – zumal der selbst dirigierende Maazel die Uraufführung mitfinanzierte. 2008 ging die Inszenierung des Regisseurs Robert Lepage an die Mailänder Scala, 2011 nach Valencia. Danach verschwand das Material im Privatarchiv von Maazels Witwe.
Für die erste Neuinszenierung am Theater Regensburg hat der Bühnenbildner Kristopher Kempf einen gitterrastenden Raum entworfen, der – oft raffiniert beleuchtet – gleichzeitig klaustrophobisch und transparent ist. Anfänglich nach fast jeder Szene (also zu häufig) senkt sich der Zwischenvorhang, von dem aus «Big Brother» in schwarzweißer Wochenschau-Ästhetik die neuesten ...
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Opernwelt August 2023
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Michael Stallknecht
Maria Callas ist ein Mythos und im öffentlichen Bewusstsein zweifelsohne die bekannteste, wirkungsmächtigste Sängerin des 20. Jahrhunderts. Eva Gesine Baur hat sich mit ihrer zum 100. Geburtstag erschienenen Biografie das hohe Ziel gesetzt, «die eigentliche Callas auszugraben». Gleich im Vorspann beklagt sie, «dass die Neugier für Maria Callas als Frau das...
Über den Schluss von Wagners «Götterdämmerung» ist viel gerätselt worden. Der Komponist zog sich im orchestralen Nachspiel zurück auf ein Thema, das seit seinem ersten Auftreten im dritten Akt der «Walküre» nie mehr erklungen war. In der Regieanweisung ist von «Männern und Frauen» die Rede, die «in höchster Ergriffenheit» dem Brand Walhalls zuschauen – bislang...
Wann haben Sie zuletzt in der Oper geweint?
Im Orchestergraben zu weinen ist natürlich schwierig, aber als Zuschauer geht mir «Wotans Abschied» in der «Walküre» sehr nah.
Wo würden Sie ein Opernhaus bauen?
In Zermatt, wenn es genug Platz gäbe!
Ihr Geheimrezept fürs Überleben während der Proben?
Ein guter Teamgeist.
Welche Oper halten Sie für überschätzt?
Sagen wir...