Paukenschläge aus dem Paradies
Das hohe Lob stammt aus berufenem Munde: «Sie gehört zum Stamm der Pioniere, der Wegbereiter. Sie ist uns vorausgegangen, hat Bäume gefällt, Felsen gesprengt und Brücken gebaut, um den Weg freizumachen für die nach ihr Kommenden.» Es war Virginia Woolf, die diese Worte wählte, um eine der wohl erstaunlichsten Komponistinnen aller Zeiten zu beschreiben – Ethel Smyth. Beide Künstlerinnern verband mehr als eine intensive gegenseitige Zuneigung; sowohl Woolf als auch Smyth stehen mit Leben und Werk geradezu sinnbildlich für einen couragierten Akt der Emanzipation.
Was Virginia Woolf mit ihrer eigenwilligen, hochsensiblen Sprache gelang – der Durchbruch in der literarischen Welt –, das schaffte Ethel Smyth in der Sphäre des Musiktheaters. Wie begabt die Britin auf diesem Gebiet war, konnte man erst im vergangenen Jahr wieder beim Festival in Glyndebourne erleben, wo ihre Oper «The Wreckers» (die wegen des französischsprachigen Librettos im Original «Les Naufrageurs» hieß und hierzulande unter dem Titel «Strandrecht» bekannt geworden ist) aufgeführt wurde – ein klangmächtiges Werk mit expressionistischen Zügen, das zu keiner Zeit die kompositorischen Errungenschaften seiner ...
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Opernwelt November 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 39
von Jürgen Otten
Aura aus Amsterdam
Eigentlich wollte sie Schauspielerin werden, später Theaterautorin. Doch spätestens nach der Begegnung mit dem großen Willy Decker am Ende ihres Studiums stand für Jetske Mijnssen fest: Es soll und muss die Regie sein. Eine goldrichtige Entscheidung, denn mit ihren unspektakulären und psychologisch feinsinnigen Arbeiten hat die niederländische...
Das Ende ist der Anfang. Ein Herrscher zeigt, von Huldigungsklängen in strahlendem Dur begleitet, göttergleiche Milde und vergibt seinen Verschwörern, erst dem in sich zusammengesunkenen Sesto, dann der auch jetzt noch stolzen Vitellia. In Mozarts (vorgeblicher) Krönungsoper «La clemenza di Tito» ist es nach etlichen Irrungen, Wirrungen (und Falschmeldungen) die...
Die Urfassung von «Les Troyens» ist in den letzten Jahren mehrfach gegeben worden. Das Orchestre Révolutionnaire et Romantique, das mit einer halbszenischen, auf Requisiten weitgehend verzichtenden Aufführung in fünf Städten gastierte, darf zwar eine gewisse Ausnahmestellung beanspruchen, da die von ihm verwendeten Originalinstrumente ungewöhn -liche Klangeffekte...