Parsifal am Zoo
Die Oper war stets Labor der Moderne: Soziale, politische, ästhetische, ökonomische und technische Neuerungen aller Art sind zeitnah in sie eingegangen. Der Film, multimediale «Gesamtkunstwerk»-Verlängerung, hat solche Symbiose noch potenziert. Trotzdem galt/gilt nicht wenigen Jüngeren Oper als altmodisch, der Besuch als bürgerliches Ritual, nicht selten «langweilig». Ein Grund hierfür dürften die in raum-zeitliche Ferne gerückten Sujets sein: antike Mythologie, gar germanische (Wagner), Mittelalter, exotische Schauplätze.
Der österreichische Komponist Gerd Kühr hält nichts von solcher «Zeitlosigkeit». Für seine erste Oper «Stallerhof» tat er sich mit dem Münchner Dramatiker Franz Xaver Kroetz zusammen, für eine realistisch-giftige Abrechnung mit der alles andere als «heilen» bäuerlichen Welt. Nun wechselte er vom Rustikalen ins schlechthin Großstädtische in Form einer regelrechten Berlin-Kolportage. «Paradiese» heißt seine Gemeinschafts-Arbeit mit dem Schriftsteller Hans-Ulrich Treichel, Librettist für Henze wie Detlev Glanert.
Treichel-Kührs «Paradiese» beschreiben die Bildungs-Odyssee eines jungen Mannes im Moloch Berlin: Parsifal steht am Bahnhof Zoo. Für den Studenten ...
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Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Panorama, Seite 72
von Gerhard R. Koch
Der Regisseur Felix Rothenhäusler setzt für seine Stuttgarter Inszenierung von Jules Massenets «Werther» auf die nicht unbedingt grundstürzende Idee einer Ineinssetzung der Bühne mit dem Auditorium, eine ästhetische Unio mystica. Rothenhäusler, Jahrgang 1981, hat Massenets Werk schon 2016 in Bremen inszeniert, für die Staatsoper Stuttgart legt er eine entschieden...
Wenn ein «Rheingold»-Mime nur sein «Nehmt euch in acht! Alberich naht» singen darf, wenn Donner und Froh gestrichen, die Nibelungen mit einem einzigen Schrei vom Band präsent und alle Szenen so drastisch gekürzt sind, dass dramaturgisch und musikalisch nur mehr teils abrupt aufeinander folgende Kernstücke übrig bleiben, dann muss wohl in den Tiefen des Rheins, den...
Dass der Leipziger Autor Clemens Meyer ein schrill-schräger und ziemlich schlauer Typ ist, weiß jeder, der seine Romane gelesen hat. Dass er nun aber auch eine Karriere als Moderatorin eines durch den Äther gleitenden Raumschiff-Senders eingeschlagen hat, das war bislang unbekannt. Lady Ecki nennt sich die freche Plaudertasche im plastikgoldenen Kleid und mit...