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Stéphane Lissner ist ein Virtuose des Koproduzierens. Das von ihm geleitete Fes­tival in Aix-en-Provence sieht er als Kraftwerk, dessen Ausstrahlung bis New York reicht. Stolz ist er auf die Liste der Häuser, mit denen Zusammenarbeit besteht. Baden-Baden gehört ebenso dazu wie Londons Barbican Center, Madrid, Lissa­bon und natürlich Wien, wo Liss­ner die Festwochen prägt. Ob Aix dabei als Warmlaufstation für Gastspiele fungiert oder andere Häuser zu Vorproduzenten werden, spielt keine Rolle. Das Recht der ersten Nacht wechselt im Laufe der Kooperationen.

So kann jeder Intendant behaupten, diese oder jene sei eigentlich «seine» Produktion.
Den Vorwurf, dass Austauschbarkeit die künstlerische Physiognomie von Festivals wie Opernhäusern neutralisierte, kontert Lissner mit einem Verweis auf die Qualität: Entscheidend für das Gelingen einer Aufführung seien optimale Probenbedingungen und die Konstanz der Teamarbeit. Beides sei durch Koproduktionen in hohem Maße gewährleistet. Schon aus finanziellen Gründen wächst die Zahl der Häuser, die sich in diese Form der Arbeitsteilung einbinden. Gleichzeitig wächst freilich auch die Zahl derer, die das System als Verschiebebahnhof beargwöhnen und ...

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Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von Stephan Mösch

Vergriffen
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