Nur ein Lichtblick
Hat alles nichts gebracht: die echten Flüchtlinge auf der Bühne; die Kinder aus Afrika, die Armut beglaubigen sollten, obwohl sie aus einer intakten, gar nicht so armen Familie kamen; die Nutten, Nutten und abermals Nutten, die der alten, elitären Oper mehr street credibility verschaffen sollten. Völlig nutzlos! Von der Relevanz, die mit diesen «Einfällen» des Regietheaters behauptet worden war, blieb nichts übrig. Geschert hat sich in der Pandemie kein Politiker darum und kein Publikum. Die Theater blieben zu, der Protest dagegen blieb aus.
Er kam nur aus der Branche selbst, von niemandem sonst. Der zur Macht gelangte Midcult, der Politkitsch einer selbstgerechten Betriebs-Schickeria, hat all die Jahre nicht dafür gesorgt, dass die Opernhäuser als so lebenswichtig wie die Friseure eingestuft wurden.
Doch in all dem Streaming-Elend ein Lichtblick: Axel Ranischs Inszenierung von Ermanno Wolf-Ferraris «Il segreto di Susanna» an der Bayerischen Staatsoper München. Eigentlich eine Petitesse über das Laster des Rauchens, hinter dem ein eifersüchtiger Ehemann das der Untreue wittert. Mit dem Film, der als Parallelerzählung zur Bühnenhandlung zu einer Paartherapie-Sitzung ins häusliche ...
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Opernwelt Jahrbuch 2021
Rubrik: Umfrage Kritikerstatements, Seite 96
von Jan Brachmann («FAZ», Frankfurt am Main)
Zunächst ist da die Trauer über die beträchtliche Anzahl an aktiven oder in den Ruhestand getretenen Künstlerinnen und Künstlern und Bühnenmitarbeiterinnen und Bühnenmitarbeitern der amerikanischen Opernhäuser, die wir in diesem bizarren, tragischen Jahr durch Covid verloren haben – darunter Kammersängerin Arlene Saunders und Dirigent Joel Revzen. Dann die traurige...
Ein guter Regisseur zeichnet sich, wie ebenfalls ein guter Dramatiker, dadurch aus, dass er die Wirklichkeit vermittels einer Fabel zu überhöhen weiß. Einem großen Regisseur gelingt es zudem, die Protagonisten dieser Fabel zu radikal authentischen (und autonomen) Bühnengestalten zu formen. Lorenzo Fioroni kann das, das zeigte sowohl seine Inszenierung von Dusapins ...
Wien, im Jahre 1936. An seinem 50. Geburtstag erhält Sektionschef Leonidas einen Brief. Geschrieben hat ihn Vera Wormser, seine ehemalige Geliebte, die ihn darin um Hilfe bittet. Vera ist Jüdin, ihr Sohn in Gefahr, Leonidas einflussreich genug, damit Schlimmeres verhindert werden kann. Franz Werfels 1941 publizierte Erzählung «Eine blassblaue Frauenschrift» ist...