Notizen aus der Provinz
Eine gute Oper zu komponieren, dürfte kaum je so schwer gewesen sein wie im Deutschland des ausgehenden 18. Jahrhunderts: Zwischen Gluck und Mozart, dem deutschen Singspiel und der französischen Revolutionsoper gelang es kaum einem der zahlreichen Hofkomponisten, die oft noch mit den Formmodellen der späten Opera seria groß geworden waren, zu einem markanten Personalstil zu finden.
Den Ansprüchen, die durch die Vielfalt neuer Stoffmöglichkeiten, die Entwicklung des klassischen Sinfonieorchesters und auch die formale Entwicklung des Musiktheaters (etwa groß angelegter Finali und Ensembles) binnen eines Vierteljahrhunderts geradezu schwindelerregend gestiegen waren, konnte auch Johann Rudolf Zumsteeg nur eingeschränkt gerecht werden – obwohl der 1760 geborene Schwabe als Hofkomponist in Stuttgart einen der wichtigsten Posten der deutschen Theaterszene innehatte.
Den Maßstab einer «Zauberflöte» an Zumsteegs 1798 uraufgeführte «Geisterinsel»
anzulegen, wäre freilich verfehlt – auch wenn das Shakespeares «Sturm» nachempfundene Libretto und die Anlage der Charaktere immer wieder die Rezeption dieser Oper durchscheinen lassen. Wer würde beispielsweise bei Prosperos Satz «Es weiche dem ...
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Opernwelt Mai 2011
Rubrik: Medien/CDs, Seite 28
von Jörg Königsdorf
Zwölf Jahre sind seit Robert Carsens und William Christies wundervoller «Alcina»-Produktion an der Pariser Oper nun schon vergangen. Und doch fühlte man sich jetzt an Renée Flemings damalige Leiden als machtlose Zauberin erinnert, die vor einer Phalanx makelloser Nackter in der Nacht ihrer Ohnmacht versank, welche ihr den Liebsten nicht mehr zurückholen konnte....
Mit realistisch ausgerichtetem Musiktheater würde man sich bei Mozarts «Idomeneo» mit seiner noch in vielem den Abläufen der alten Opera seria geschuldeten Form schwer tun. So verzichtete Kay Kuntze in seiner Bremer Regiearbeit denn auch auf wirklichkeitsgetreues szenisches Abbilden und verlegte sich auf eher rational durchgestaltete Bewegungsabläufe von...
Die Straßburger Bühne ist leer. Darauf nur Cheryl Barker als Emilia Marty. In einer Rückblende führt die 337-jährige Primadonna jenes lebensverlängernde Elixier zum Mund, das ihr Vater um 1600 für Kaiser Rudolf II. braute und das an ihr auszuprobieren war. Damals hieß sie Elina Makropulos, und die Initialen E. M. begleiteten sie denn auch durch ihr – inzwischen...
