Nackt in der Lagune

Strauß: Eine Nacht in Venedig WIEN | VOLKSOPER

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Mögen auch gleich drei der beteiligten Damen, die echte Barbara Delacqua sowie zwei strategisch eingesetzte Doppelgängerinnen, im Minirock des klassischen Supergirl-Outfits stecken, so haben sie doch die Hosen an in dieser Neuinszenierung der «Nacht in Venedig» durch Nina Spijkers, mit deren Premiere das Haus am Gürtel den 200. Geburtstag von Johann Strauß (Sohn) feiert.

Die niederländische Regisseurin nutzt die schon von Haus aus eher schlichte Verwechslungs- und Täuschungskomödie dazu, von Frauenstärke und -solidarität zu erzählen und die Männer währenddessen gehörig durch den Cappuccino zu ziehen. Das geht ebenso in Ordnung wie die Idee, den Herzog vom Frauenhelden zum Schüchti zu machen, der im Batman-Kostüm zu Christian Bales tiefem Krächzen Zuflucht nehmen muss, um überhaupt etwas herauszubringen.

Es tut aber weh, dass Lucian Krasznecs Tenor so gar keinen Frack zu tragen scheint: Abseits von sicheren Spitzentönen lässt er in Sachen Ausstrahlung, Schmelz und Eleganz alles vermissen – und ähnelt damit im Ergebnis dem sängerisch nicht minder steifen, blassen David Kerber, dessen Hallodri-Leibbarbier Caramello sich, als des Herzogs Wingman, bald ein Robin-Kostüm annektiert. ...

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Opernwelt Dezember 2025
Rubrik: Panorama, Seite 53
von Walter Weidringer

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