Nachholbedarf
Ab und zu ist da die große Vereinsamung. Dann nämlich, wenn sich die Gruppe der ersten Violinen im Philharmonischen Staatsorchester Hamburg zum Dienst versammelt und – bis auf eine Ausnahme – nur Frauen an den Pulten sitzen. Geschmunzelt werde in solchen Momenten, sagt Solveigh Rose, Geigerin und Mitglied des Orchestervorstands. Und gern über den «Quotenmann» gelästert. Situationen wie diese mögen selten sein, doch sie sind die extreme Ausprägung eines Trends. Je höher das Instrument, desto höher der Frauenanteil.
Das bemerkt man nicht nur beim Blick aufs Konzertpodium oder in den Operngraben, das ist nun auch statistisch bewiesen. Was zugleich bedeutet: Weil ein Klangkörper ja nicht nur aus Violinen, Bratschen oder Flöten besteht, ist es bis zur Parität noch ein gutes Stück.
39,6 Prozent beträgt der Frauen-, 60,4 Prozent der Männeranteil in den öffentlich finanzierten Orchestern. Das hat eine Studie des Deutschen Musikinformationszentrums (MIZ) ergeben. Die 129 untersuchten Ensembles mögen damit weiter sein als viele Unternehmen der freien Wirtschaft. Und doch wirken beim genauen Blick auf die Stellenverteilung noch immer klassische Verteilungsmuster fort. Für Hamburg heißt das, ...
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Opernwelt Juli 2021
Rubrik: Focus Spezial, Seite 18
von Markus Thiel
Man spielt die alten Rollen weiter, gibt die Lügen von einst als Wahrheit aus, lässt die Leichen im Keller schmoren. Das wird schon gut gehen, so lange niemand, der dort nicht ohnehin seit Jahren sein Unwesen als Untoter treibt, dieses Horrorhaus betritt und nachfragt. Doch der parsifaleske reine Tor, Student Arkenholz (Yoonki Baek singt die extrem hohe Tenorpartie...
Der Witz ist alt, aber nach wie vor gut, und er geht so: Drei Herren sitzen droben auf der Himmelswiese lorbeerumkränzt beieinander und debattieren darüber, wer von ihnen zu Lebzeiten der größte Dirigent aller Zeiten gewesen sei. Als Erster führt Karl Böhm das Wort. Und erzählt den beiden anderen eine staunenswerte Geschichte: Gott höchstselbst sei ihm im Traum...
Forschersinn
Seine Liebe gilt der Alten Musik, ihrer (womöglich) wahren Gestalt. Seit dem Tag im Jahr 1974, als Jordi Savall mit Freunden das Ensemble Hespèrion XX gründete (das inzwischen Hespèrion XXI heißt), sucht der katalanische Musikwissenschafter und Gambist nach den Urklängen, nach dem Historisch-Authentischen. Am 1. August feiert er seinen 80. Geburtstag....
