Montierte Zeit

München, Mussorgsky: Chowanschtschina

Opernwelt - Logo

Die letzte Stunde hat geschlagen. Es ist fünf Uhr morgens. Die genaueren Daten aber verweigert Dmitri Tcherniakov in seiner Neuinszenierung von Modest Mussorgskys «Chowanschtschina» an der Bayerischen Staatsoper. Als der russische Jungstar, der in seiner Heimat gleich mehrfach zum «Opernregisseur des Jahres gekürt» wurde, vor anderthalb Jahren an der Berliner Staatsoper Mussorgskys «Boris Godunow» inszenierte, transportierte er die russische Staatsaffäre noch in eine konkrete nahe Zukunft (einen Zeitrücksprung nach dem Tod des Zaren inbegriffen).


Jetzt in München bleibt Tcherniakov abstrakter. Wir erleben, dass diese russische Geschichte an einem Tag abläuft. An welchem Tag, bleibt offen – gottlob. Statt eines Historiengemäldes gibt es Bilder im Betonrahmen zu sehen, Momentaufnahmen und Abstraktionen. Das alles ist uns nahe, auch wenn es nicht zwanghaft heutig sein will: Zar Putin bleibt uns erspart.
Hatte Tcherniakov seinen Berliner «Boris» noch auf die Piazza eines Moskauer Einkaufszentrums verlagert und prompt mit Aktionen überinszeniert, so übt er sich diesmal in Kargheit. Das wie immer von ihm selbst entworfene Bühnenbild zeigt uns Einzelzellen in einer Betonkonstruktion. Nur in ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2007
Rubrik: Panorama, Seite 56
von Rainer Wagner

Vergriffen
Weitere Beiträge
Das ist ja nicht wie bei «scrambled eggs»...

Herr Schade, hinter Ihnen liegt quasi eine Phase konzentrierten Herrschertums im Geiste Mozarts: Im vergangenen halben Jahr ­haben Sie als Lucio Silla, Idomeneo und Titus auf der Bühne gestanden. Was verbindet diese Figuren, was trennt sie?
Alle drei verbindet ein ganz großer innerer Schmerz. Titus ist ein Herrscher, der eigentlich nicht regieren will und der...

Auf Abruf

Quizfrage: Was verbindet die Staatsoper in Hannover mit dem Braunschweiger Staatstheater – außer der Bundesbahn oder der A2? Antwort: Die beiden Häuser werden wohl als Pioniere eines neu­artigen Online-Service in die Geschichte eingehen, der es ihren virtuellen wie realen Besuchern erstmals erlaubt, sich anhand kurzer Videofilme über aktuelle Produktionen zu...

Dienst am Menschen

Er war ein Universalist. Ernst Haefliger  hat viele Rollen des lyrischen Opern­repertoires gesungen, Oratorien, Messen, Passionen und Kantaten, und er hat seine Arbeit als Dienst für die Lebenden begriffen. Wo und wann immer Urauffüh­rungen angesetzt waren, stand er für  Carl Orff, Boris Blacher, Frank Martin, Olivier Messiaen und Aribert Reimann  bereit. Noch zu...