Mitternachtssonne
Dieses Album verdient Respekt. Ein Programm mit Liedern in sechs Sprachen und einer stilistischen Bandbreite vorzulegen, die von Mozart und Schubert über Fauré und Wolf bis zu Poulenc und Strauss reicht, ist kein bequemer Weg, um sich als Sängerin zu profilieren. Und er ist auch dann nicht bequem, wenn man eine so schöne Stimme besitzt wie Measha Brueggergosman: einen farbenreichen Sopran mit satter Tiefe und natürlichem Vibrato, das die Töne auch bei großer Lautstärke blühen lässt.
Ähnlich wie bei Jessye Norman, mit der sie oft verglichen wird, teilt sich bei der Kanadierin ganz unmittelbar das Gefühl mit, dass sie sich beim Singen wohlfühlt und nur darauf wartet, die Schleusen ihrer Stimme möglichst weit zu öffnen. Man versteht deshalb die Stückauswahl von «Night and Dreams» wohl am besten als Versuch einer Selbstdisziplinierung: Gelegenheit zum großen Ton gibt es hier kaum; gefragt sind Subtilität, Andeutung und Geheimnis.
Lange habe sie gebraucht, um die Schlichtheit von Mozarts «Abendempfindung» hinzubekommen, erklärt Brueggergosman im Booklet. Das Resultat ist respektabel, aber dennoch Welten entfernt von der emotionalen Dichte, die einer erfahrenen Liedinterpretin wie ...
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