Mit Schillerlocke
The Story of Semele», das 1744 uraufgeführte Oratorium Händels, hat seit 1925 den Weg auf die Opernbühne gefunden, und neuerdings wird es mindestens einmal jährlich neu inszeniert. Nicht einmal Spezialisten wussten aber von einer merkwürdigen Aufführung im Schiller-Jahr 1905. Christiane Wiesenfeldt rekonstruiert im neuesten Band der «Göttinger Händel-Beiträge» eine Festaufführung im Rahmen der Feierlichkeiten zu Schillers 100. Todestag in Weimar.
Ein erst 1900 uraufgeführtes dramatisches Frühwerk des schwäbischen Klassikers mit demselben Titel – «Semele» – wurde dort mit Ausschnitten aus Händels Komposition unterlegt – ein hybrides Experiment, das weder Händels noch Schillers Konzeption gerecht werden konnte.
Zwei weitere Beiträge in dem Sammelband zur Händel-Rezeption vor dem Ersten Weltkrieg, noch vor der eigentlichen «Händel-Renaissance», sind aus operngeschichtlicher Perspektive von Interesse: Thomas Irvine wertet die Programme der berühmten «Proms» in ihren ersten 20 Jahren, also bis 1914 aus: In den populären Londoner Konzerten begegnet Händels Musik insgesamt 259-mal. Bei ziemlich genau einem Drittel handelt es sich dabei um Arien aus Opern, an der Spitze steht mit 61 ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 27
von Anselm Gerhard
Kadmos, der Gründer Thebens, ist als König zurückgetreten. Nachfolger wird sein Enkel, der sinnenfeindliche Asket Pentheus, dem das Volk davonläuft, weil es den Orgien des Dionysos erliegt. Alle Verbote sind vergeblich, selbst Pentheus’ Mutter Agaue folgt den Verlockungen des Rauschgottes. Als Pentheus, im Gewand der Mutter, schließlich selbst den Berg Kytheron...
Und die Oper? Das war die Frage, als Andreas Beck im Herbst 2015 vom Schauspielhaus Wien als Intendant ans Theater Basel kam. Sie stand umso dringender im Raum, als Beck sein Amt von Georges Delnon übernahm, einem Vertreter des Musiktheaters, der inzwischen an die Oper Hamburg wechselte. Wer den Basler Spielplan mit seinem starken Akzent im Schauspiel betrachtete,...
Rossini – «eine mediterrane Frohnatur»? Mitnichten: «Tatsächlich war [er] jahrzehntelang ein schwerkranker Mann.» Arnold Jacobshagen unterzieht in seinem Rossini-Buch viele lieb gewordene Mythen einer kritischen Überprüfung, mal systematisch (wenn er sich den verschiedenen Operngattungen in Rossinis Werk und später dessen möglichen Vorbildern widmet), mal...