Mit Pauken und Trompeten
Die französische Barockoper fristete lange Zeit ein Aschenbrödel-Dasein im Bewusstsein der Musikwelt und tut dies hierzulande noch immer. Der deutsche Opernfreund, der sie auf der Bühne viel zu selten erlebt, ist weiterhin auf den Tonträgermarkt angewiesen, kann aber, was noch vor 30 Jahren niemand vorauszusagen gewagt hätte, in die Vollen greifen. Das Opernschaffen der beiden Großmeister Lully und Rameau liegt mehr oder weniger komplett vor.
Und auch die Werke weniger bekannter Komponisten (die darum keine kleineren Meister sind) erscheinen, nicht zuletzt dank des Engagements des Centre de musique baroque de Versailles, in immer schnelleren Abständen. Zu ihnen zählt für die Frühzeit neben André Campra und Marc-Antoine Charpentier vor allem Marin Marais, Gambist am Hofe Ludwigs XIV. Neben zahllosen Kompositionen für sein eigenes Instrument hinterließ er vier Opern. Sein Hauptwerk «Alcione» (1706), das bis zum Pariser Auftreten Glucks immer wieder nachgespielt wurde, hat zuletzt Jordi Savall 2017 aufgenommen. Bereits 2007 war ihm Hervé Niquet mit «Sémélé» (1709) vorangegangen; ihm ist jetzt auch die Wiederentdeckung und Ersteinspielung der bisher ungedruckten «Ariane et Bacchus» ...
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Opernwelt August 2023
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 32
von Uwe Schweikert
Kein Zweifel ist möglich: Dieser Pinkerton strahlt die Präpotenz von Macht und Geld mit jeder Pore seines Seins aus. Seine Untergebenen der Marine maßregelt er knapp jenseits der Grenze der Erniedrigung, die Kopie des über den Heiratsvermittler Goro (Yannis Kalyvas) abgegebenen Eheversprechens zerreißt er direkt nach der Unterschrift in kleine Schnipsel, Suzukis...
Der wichtigste Moment in der Aufführung von Bellinis «Norma» am Stanislawski-und-Nemirowitsch-Dantschenko Musiktheater ist der, als Regisseur Adolf Schapiro beispielhaft die in Moskau vorherrschende Stimmung beschreibt: Oroveso, im Kampfanzug in einem Rollstuhl sitzend, erinnert das Publikum daran, dass bald der Moment kommen wird, an dem der Widerstand gegen die...
Seit der Antike weiß man es: «Habent sua fata libelli» – Bücher haben ihr Schicksal. Ein Schicksal haben auch Opern. Und selten ein gutes, wenn sie berühmten Büchern folgen. Als Lorin Maazels «1984» vor 18 Jahren an Londons Covent Garden uraufgeführt wurde, fielen die Kritiken ungnädig aus. Man stieß sich an U-musikalischen Einsprengseln, daran, dass die Oper nicht...