Mehr Machwerk, bitte!
Die Oper befindet sich in Auflösung, seit über hundert Jahren, und sie erfindet sich dabei immer wieder neu. Letzteres ist beruhigend zu wissen. Wird aber bei der Moderation der Krisengespräche in den Feuilletons oft vergessen oder gar unterschlagen. Und auch das für die Nachwelt fraglos nützliche Kategorisieren, Sortieren und Hierarchisieren nach Künstleroper, Literaturoper, Zeitoper etc., wie die Musikwissenschaftler es betreiben, geht eher von einem Endzeitgedanken aus, als dass es den Blick in die Gegenwart oder gar Zukunft richtete. Anders die Komponisten.
Deren Verhältnis zu dem unmöglichen Kunstwerk Oper, diesem Unding oder Hybrid oder gattungstheoretisch definitionsresistenten Zwitter, war noch zu keiner Zeit von Krisenbewusstsein getrübt. Es war und ist ein pragmatisches. Komponisten komponieren. Und wenn sie damit fertig sind, früher oder später, dann taufen sie das Werk Handlung in Musik («Tristan», 1865) oder Melodramma («Tosca», 1900) oder Drama mit Musik («Glückliche Hand», 1910) oder Komödie mit Musik («Rosenkavalier», 1911) und so weiter; manche, beispielsweise Berg, Britten oder Reimann, sagten der Einfachheit halber wieder Oper (was ja wörtlich Werk bedeutet, ...
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Opernwelt Jahrbuch 2011
Rubrik: Uraufführung des Jahres, Seite 28
von Eleonore Büning
Der junge Händel hat während seines Rom-Aufenthalts 1707/08 zwei Oratorien komponiert: «Il trionfo del tempo e del disinganno» («Der Triumph von Zeit und Enttäuschung») und «La resurrezione» («Die Auferstehung»). Bekanntlich waren im päpstlichen Rom zu dieser Zeit private wie öffentliche Theateraufführungen verboten. Also tarnte man die Opern als geistliche...
Herr de Caluwe, La Monnaie ist das erste «Opernhaus des Jahres», das nicht im deutschsprachigen Raum steht. Hat der Titel deshalb für Sie einen anderen Stellenwert?
Natürlich gelten einige Faktoren für uns ebenso wie für ein deutsches Haus: der Effekt auf das Publikum, die motivierende Wirkung in das Haus hinein. Aber davon abgesehen hat die Wahl zum «Opernhaus des...
Seit seiner Uraufführung vor hundert Jahren an der Semperoper in Dresden ist «Der Rosenkavalier» eine der beliebtesten Opern überhaupt. Was wirkt wie aus einem Guss, ist jedoch ein Konglomerat verschiedenster und einander widersprechender Einflüsse. Und das nicht nur, weil Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal denkbar unterschiedliche Künstlernaturen waren. Die...