Mascagni: Cavalleria rusticana/Leoncavallo: I pagliacci
Mit ihrer neuen Produktion beweist die Deutsche Oper Berlin Kontinuität: Auf der Bühne dominieren große Namen, im Graben gibt der soundsovielte Top-Kandidat für die Thielemann-Nachfolge den Takt an, im Saal werden Bravi und Buhs unberechenbar ausgeteilt. Was David Pountney und sein Ausstatter Robert Innes Hopkins als bewährtes «Cavalleria/ Pagliacci»-Doppel präsentieren, ähnelt überdies Vera Nemirovas letztjähriger «Fanciulla»-Inszenierung am selben Ort: Verismo als detailgetreues Abbild heutiger Zustände, inklusive überraschender Final-Dekonstruktion.
In Pountneys Sizilien türmen sich mafiose Investitionsruinen: Mamma Lucia ist Kioskbetreiberin an einer Autobahnauffahrt ins Nirgendwo. Die Cosa Nostra prozessiert frömmelnd vorbei, während sich Turiddu in Proleten-Tracht an die scheinheilige Lola heranmacht – Peter Seiffert spielt das hinreißend. Unterschiedliche Straßenebenen gliedern den Raum zwar nicht unbedingt chorgerecht, bieten der verheerenden Dynamik ehrversessener Gruppen aber ein klares Forum.
Weniger deutlich geht es bei den «Pagliacci» zu, denen Pountney offensichtlich misstraut: Die Aushebelung des Theaters durch die Wirklichkeit interpretiert er als perfiden Trick eben ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Erneut stellt sich die Frage: Was fangen wir heute an mit Titus und seiner Clemenza? Regisseur David McVicar scheint Hildesheimer gelesen zu haben, der den Edelmut des Imperators «auf Kosten jeder psychologischen Wahrheit besonders penetrant» fand, «da der Held selbst mehrfach darauf hinweist». So lässt der Regisseur an der English National Opera den Herrscher von...
Es sei ja schön, dass der neue Papst Klavier spielen könne, sagte Karlheinz Stock-hausen kürzlich in einem Interview. Noch schöner wäre es freilich, wenn Benedikt XVI. «Fortschritte machen und auch meine Klavierstücke spielen würde, anstatt nur Bach und Beethoven». Das ist weniger preziös, als es klingt. Stockhausen ist ein Papst der klingenden Moderne und zugleich...
Seit vielen Jahren begegnen sich in Salzburg zur Festspielzeit Musik-, Literatur- und Theaterwissenschaftler, um sich in einem Symposion, das seit drei Jahren offizieller Teil des Sommerprogramms ist, über ein Thema zu unterhalten, das seine Wurzeln im Programm der Festspiele hat. Viele faszinierende Tagungsbände des Verlags Müller-Speiser belegen Reichtum und...