«Man muss sein Publikum genau kennen»

Hat Amerika ­Vorbehalte gegen modernes Musiktheater aus Europa? Und wie sieht es umgekehrt aus? Plácido Domingo über sein Selbstverständnis als Opernmanager, sein ästhetisches Credo als Künstler und sein Leben zwischen vielen Welten.

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Herr Domingo, zu Beginn Ihrer Karriere war die Hamburgische Staatsoper eine der wichtigsten Stationen. Nehmen wir einmal an, Hamburg hätte Ihnen eines Tages angeboten, dort Staatsopernintendant zu werden. Wäre das eine ernsthafte Versuchung gewesen?
Eine reizvolle Vorstellung. Aber leider unrealistisch. Aus einem Grund: die Familie. Meine drei Söhne leben mit ihren Familien nun mal in New York und in Los Angeles. Bei uns ist es Tradition, an bedeutenden Feiertagen zusammenzukommen.

Wir – meine Frau Marta, die Kinder und ich – treffen uns dann in unserem Haus in Acapulco. Mit anderen Worten: Was mich in die Neue Welt zieht, sind vor allem persönliche emotionale Bindungen. Gesetzt den Fall, mich hätte eine solche Anfrage aus Hamburg erreicht, als die Kinder noch klein waren – ich hätte sie wohl dennoch ausgeschlagen. Damals war ich vollauf damit beschäftigt, mich als Sänger und Dirigent zu etablieren. Für die Führung eines großen Opernhauses wäre ich noch nicht reif gewesen.

Heute stehen Sie an der Spitze von gleich zwei amerikanischen Opernhäusern – der National Opera in Washington und der Los Angeles Opera. Welchen Heraus­for­derungen muss sich ein General Director in den USA heute ...

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Opernwelt September/Oktober 2007
Rubrik: Interview, Seite 50
von Albrecht Thiemann, Jürgen Kesting

Vergriffen
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