Machtspiele
Schön soll sie gewesen sein. Viel mehr Positives findet sich in den «Annalen» des römischen Geschichtsschreibers Tacitus nicht über Poppaea, jene Frau, in die der römische Kaiser Nero so verliebt war, dass er dafür sowohl seine Mutter als auch die ins Exil entwichene Ehefrau ermorden ließ. Dass Claudio Monteverdi ausgerechnet diesem grausamen Paar eines der schönsten Liebesduette der Operngeschichte zueignete, mag aus heutiger Sicht befremden.
Aber erstens lässt Monteverdi in diesem antizipierten Liebestod das baldige Verblassen der Beziehung schon erahnen, zweitens schrieb sein Librettist Busenello dem Paar eine nachgerade obsessive Haltung ins Stammbuch: «Ich betrachte dich, ich besitze dich …»
Bei Christoph Marthaler stehen die beiden regungslos nebeneinander. Am Ende fällt Nerone zu Boden. Und Poppea geht – mit einer anderen Frau … Ein Fall von Liebe? Die ist den gesamten Abend über abwesend. Die Allegorien Glück, Tapferkeit und Liebe kann man nur hören – ihre Leichen werden in Säcken entsorgt. Und damit ist der Schweizer Regisseur in seiner Auseinandersetzung mit Monteverdis Opus summum am Theater Basel der Antike und der Entstehungszeit des Werks im Prinzip ebenso nah wie ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt Mai 2024
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Alexander Dick
Diesem Anfang wohnte zweifellos ein besonderer Zauber inne – auch wenn das Debüt von Wagners «Walküre» in Athen mit kurioser Verspätung stattfand: Mehr als 150 Jahre nach ihrer Uraufführung wurde die Oper erstmals in ihrer Geschichte als Eigenproduktion der Griechischen Nationaloper gezeigt. Wagner in Athen – das klingt noch immer exotisch. Doch das könnte sich...
Was das vom französischen Staat geförderte Centre de musique baroque de Versailles im großen Stil für die Wiederentdeckung der französischen Barockmusik leistet, findet hierzulande im Engagement des Osnabrücker cpo-Labels und seines Produzenten Burkhard Schmilgun für die deutschsprachige Barockoper seit Jahrzehnten zwar nur ein bescheidenes, aber dennoch...
arte
01.05. – 15.50 Uhr
Europakonzert 2024 aus Tsinandali - Georgien
Im Rahmen der Europakonzerte interpretieren die Berliner Philharmoniker unter musikalischer Leitung von Daniel Barenboim die Schicksals-Symphonie von Ludwig van Beethoven sowie das Violinkonzert in D-Dur von Johannes Brahms.
05.05. – 03.10 Uhr
Elīna Garanča und Juan Diego Flórez bei den Salzburger...