Lobpreisungen der Liebe
Mit einem enormen Programm spielt das Festival d’Aix-en-Provence wieder vor vollen Rängen: Simon Rattle beleuchtet Wagners «Tristan» ganz neu und wird anstelle von Simon Stone zum eigentlichen Regisseur. Dafür findet der australisch-schweizerische Regisseur beeindruckende Bilder für Kaija Saariahos fünfte Oper «Innocence», die er gemeinsam mit Susanna Mälkki aus der Taufe hebt.
Wie Komödie ohne Klischees geht, demonstrieren Barrie Kosky und Daniele Rustioni mit ihrem Falstaff ohne Bauch, Thomas Hengelbrock dirigiert Mozarts «Nozze di Figaro», aus dem Lotte de Beer ein feministisches Lehrstück macht. Ein postpandemisches Fest der großen Oper.
Gibt es dialektisches Dirigieren? Sir Simon Rattle zeichnet das todestrunkene Nachtstück «Tristan und Isolde» mit seinem London Symphony Orchestra derart luzide als beglückende Feier des Lebens, dass man aus dem freudigen Staunen nicht herauskommt. Schon die ersten Takte des Vorspiels künden davon. Der Tristan-Akkord kommt wie aus dem Nichts, intoniert im zartesten Pianissimo, seine Sequenzen gleichen einem behutsam hochgespannten Werden und Wachsen, die Musik fängt an zu glühen – in bläulich hellem Glanz. Daraus scheint synästhetisch gar eine ...
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Opernwelt September/Oktober 2021
Rubrik: Festspiele Aix-en-Provence, Seite 4
von Peter Krause
Die Premiere von Rossinis «Il turco in Italia» am 22. Februar 2020 war die letzte Vorstellung an der Scala, bevor das Theater zur Abwehr der Coronae-Pandemie geschlossen wurde. Rossini besingt ein idyllisches Bella Italia – «dich liebt der Himmel und die Erde!» Dagegen war am Tag der Premiere 60 Kilometer entfernt, in dem, was die Italiener habsburgisch «il...
Es war ein durch und durch imposantes Bild: Sichtlich bewegt, dabei auf Social Distancing bedacht, hatten sich Hunderte von New Yorker Musikliebhabern rund um die Open-Air-Bühne des Lincoln Center im Damrosch Park versammelt, um die erste Opernaufführung überhaupt seit dem Lockdown im März 2020 mitzuerleben. Das grüne Areal – benannt ist es nach Leopold Damrosch,...
Er sei zu den Proben ins Theater geflogen, sagt Evgeny Titov und breitet die Arme aus. «Ich war diese Wochen durchweg glücklich. Das Ensemble und ich, wir waren wie eine Blutgruppe.» Sechs Kilo habe er abgenommen während der Zeit. Vermutlich, weil er auf der Bühne permanent auf maximalem Energielevel schwingt, selbst in jede Rolle einsteigt und das Ensemble mit...