Lauter Uraufführungen
Herr Jöris, Ihre Inszenierung der «Winterreise» arbeitet mit zwei Stimmen (Bariton/Mezzo) und zwei Darstellern. Wie kam es zu dieser Dramaturgie und welche Ziele verfolgten Sie damit?
Es war mir freigestellt, welche Stimmfächer und wie viele Sänger bzw. Statisten ich einsetzen wollte. Je mehr ich mich mit dem Stück beschäftigte, desto mehr entwickelte sich die Konzeption: die innere Reise eines Lebenswanderers auf seinem einsamen Weg ans Lebensende.
Wobei ich versuchte, die Lieder als lebensbejahende (besetzt als Hosenrolle durch einen Mezzo) und lebensverneinende (Bariton) zu differenzieren. Der Mezzo übernahm dabei die Rolle eines Alter Ego. Dieses Prinzip zeigt sich auch in der Spielfläche, die durch ein zugefrorenes Rinnsal unterteilt ist. Die konkurrierenden Wesenszüge ein und derselben Person finden nur in bestimmten Situationen, sprich Liedern zueinander: als Erinnerung oder als Aufrütteln des Wanderers, der sich in einem Strudel der Depression und Todessehnsucht befindet. Sicher haben beim Entwickeln der Konzeption Typ und Timbre der beiden Protagonisten eine Rolle gespielt.
Welche Rolle kann eine darstellerische Beschäftigung mit Liedern im Rahmen einer ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Die Einführung, die kürzlich im Arthaus Verlag zu Bizets «Carmen» erschienen ist, füllt eine Lücke: Sie kombiniert einen profunden Text zu Genese, Kontext und musikalischer Struktur des Stücks (Autor: Oliver Müller) mit einer Kompletteinspielung auf DVD – die Wahl fiel auf einen Mitschnitt der Londoner Covent-Garden-Produktion von 1991 mit Maria Ewing in der...
Die These, die dem neuen Hannoveraner «Tristan» zu Grunde liegt, ist durchaus beunruhigend: Könnte es sein, so scheint Joachim Schlömer sich und das Publikum den ganzen Abend über zu fragen, dass dieses Werk sich am Ende einer glaubwürdigen szenischen Realisierung grundsätzlich verweigert? Dass dort, wo es ohnehin nur um hemmungs- und grenzenlose Gefühle geht, jede...
Kein Zauberwald, sondern ein Dachboden. Das ist der Raum, den Regisseur David McVicar und Bühnenbildner Rae Smith für die Brüsseler Neuinszenierung von Brittens «A Midsummer Night’s Dream» gewählt haben. Auf diesem Dachboden regieren Oberon, Tytania und ihre Elfen. Viele alte Kommoden, staubige Sessel und Schränke: Man wähnt sich in einem romantischen Kinderfilm....