Lasst die Puppen spielen

Mozart: La clemenza di Tito BAD LAUCHSTÄDT | GOETHE-THEATER

Opernwelt - Logo

Goethes begrenztes Musikverständnis zu bemängeln, gehörte lange Zeit zum guten Ton seiner Kritiker. Beethovens Fünfte war ihm zu titanisch, Schuberts «Erlkönig» fand er «detestabel», das Urteil über die «Huit scè-nes de Faust» von Berlioz überließ er Zelter, der darin nur «Husten, Schnauben, Krächzen und Ausspeien» hörte. Andererseits spielte Goethe passabel Klavier und Cello, konnte vom Blatt singen und hat uns viele kluge Sätze über Musik hinterlassen.

Vor allem aber: Goethe erkannte frühzeitig das einzigartige Genie Mozarts; laut dem Musikwissenschaftler Gernot Gruber war er «wohl die erste der geistig führenden Persönlichkeiten Europas, die Wesentliches der Kunst Mozarts erfasste». Und der es nicht nur bei literarischen Lobpreisungen beließ: Während seiner Intendanz am Weimarer Hoftheater standen sechs Mozart-Opern auf dem Spielplan, für die feierliche Eröffnung des Theaters in Bad Lauchstädt 1802 wählte er «La clemenza di Tito». Welche Bedeutung diesem Ereignis beigemessen wurde, zeigt die Besucherliste: Zu den Gästen zählten Hegel, Schelling, August Wilhelm Schlegel und Johann Friedrich Reichardt, der Goethes Singspiel «Erwin und Elmire» vertont hatte und nun erleben musste, ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt November 2025
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Volker Tarnow

Weitere Beiträge
Der Rest ist Denken

Gäbe es nicht die Kategorie der Ironie, man müsste an Werk und Person von Helmut Lachenmann verzweifeln. Allein, der Komponist, der seit Jahrzehnten unweit von Stuttgart, wo er am 27. November 1935 geboren wurde, in Leonberg daheim ist, kommentiert furchtlos die Gegenwart – und hat spontan einen frechen Spruch parat, einen seiner berühmten Schüttelreime. Dann und...

Auf der Höhe seiner Zeit

Jahrzehntelang galt Johann Adolf Hasse als einer der wichtigsten Komponisten jenes Operntyps, den die Musikgeschichtsschreibung in der Rückschau summarisch Opera seria genannt hat. Hasse war zwar an den Dresdner Hof gebunden, besaß aber Freiheiten, die es ihm erlaubten, attraktive Kompositionsaufträge zahlreicher bedeutender Theater anzunehmen. Seine Opern waren...

Die Widerspenstige zieht uns hinan

Die Himmelfahrt ist abgesagt. Umsonst klimpert sich die Harfe in den letzten Takten des «Fliegenden Holländers» ins Paradies. In Osnabrück sendet noch ein Lichtkegel den Segen des Himmels in den wirbelnden Abgrund von Dennis Krauß. In Gelsenkirchen landet der Himmel mitsamt Schiff und Holländer am Ende direkt in der Tonne. Senta hat bei Regisseur Igor Pison...