Komödie des Klassizismus
Zürich präsentiert die Uraufführung der Lenau-Oper «Lunea» von Heinz Holliger. Das Werk wird den klassizistischen Hauptstrom der Schweizer Musik vermutlich meiden. Und eine kleine Schar mehr oder weniger konservativer Avantgardisten erreichen. Ist Rettung in Hörweite? Schwer zu sagen. Selbst Arthur Honegger, Othmar Schoeck und Frank Martin, dessen Musikdrama «Der Sturm» gerade in Saarbrücken reaktiviert wurde, blieben Randfiguren.
Eine kleine Pauschalreise zu den tragisch umwölkten Gipfeln der eidgenössischen Operngeschichte
Das Problem sind natürlich die Ausländer. Mendelssohn begeisterte sich im Simmental für Volkslieder, hörte am Rigi das «lustige Alphorn», schrieb in Interlaken «Wer hat dich, du schöner Wald»; Liszt resümierte seine Wandererlebnisse zwischen Mont Blanc und Walensee in den «Années de pèlerinage»; Brahms entdeckte in Lauterbrunnen eine Alphornmelodie, die dann im Finale seiner 1. Symphonie für den großen Umschwung sorgt – alles noch relativ ungefährliche Sympathiebekundungen. Auf der Opernbühne traten die Anleihen deutlicher zutage. 1809 hatte Joseph Weigl, ein Österreicher, mit dem Singspiel «Die Schweizerfamilie» den Prozess der musikalischen Enteignung ...
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Opernwelt März 2018
Rubrik: Essay, Seite 52
von Volker Tarnow
Schwarzes Dunkel. Tödliche Stille, nur durchbrochen von katarrhalischem Ventilatorenatem. Und dann, wie aus dem Nichts, dieses knappe, punktierte Motiv, die Solobratsche spielt es. So leise, dass man es kaum vernimmt. Und so bruchstückhaft, dass es zur Melodie sich partout nicht fügen will. Wie eine Floskel, die nach mehr sucht, es aber nicht findet, klingt diese...
Unweit des Tiefurter Schlosses steht es, weithin unbeachtet. Ein Denkmal für Wolfgang Amadé Mozart, errichtet vom Schweizer Johann Heinrich Meyer. Im eigentlichen Sinne aber ist es kein Denkmal, weil es denjenigen, dem es huldigen will, gar nicht zeigt. Auf dem Sockel, den die Inschrift «Mozart und den Musen» ziert, sieht man lediglich eine Lyra, Symbol für Apollon...
Dieser dreieinhalb Tonnen schwere, entwurzelte Stamm: ein wahrhaft gewichtiges Symbol der Unterdrückung. Am Schluss schwebt das Ungetüm, von mächtigen Winden in die Höhe gewuchtet, gen Decke davon: Die Schweiz ist frei. Nach Palermo kam der Baum aus London, wo er in Damiano Michielettos provokanter «Guillaume Tell»-Inszenierung an Covent Garden seinen ersten...