Komm, Hoffnung...
«Mir graut vor meinem Schatten», schrieb Arno Holz. Grauen, Angst vor etwas, das nicht weicht, an uns klebt und gelegentlich überholt. Angst vor dem Unwägbaren, das uns sogar veranlasst, den Grundtrieb des zoon politikon, des Gemeinschaftswesens, zumindest zeitweise zu verleugnen. Und dazu bringt, uns zu vereinzeln – etwa Opernaufführungen allein vor dem Fernseh- oder Computerschirm verfolgen zu müssen. Wie im Falle des «Fidelio» aus dem zum Fernsehstudio umfunktionierten Theater an der Wien.
Denn es war keine übliche Premiere, vielmehr die Rettung einer Aufführung durch TV-Kameras angesichts der restriktiven Maßnahmen zur versuchten Einhegung der Corona-Epidemie. Die Ausstrahlung des ORF erreichte 376 000 Zuschauer. Es war wohl das erste Mal an diesem Haus, dass eine Neuproduktion ausschließlich digital vermittelt wurde. Und für die nächste Zeit wohl auch das letzte Mal. Zumindest in Wien.
Dunkel der Beginn. Kurz blitzen Taschenlampen auf. Ein Mann wird eine Treppe hinuntergeworfen, rollt nahe an den Ochestergraben. Ins Blackout hinein hebt Manfred Honeck den Stab zur dritten Leonore-Ouvertüre, die Ludwig van Beethoven der hier gespielten zweiten Fassung seines «Fidelio» aus dem ...
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Opernwelt Mai 2020
Rubrik: Im Focus, Seite 12
von Gerhard Persché
Ende Januar bezog die Freie Volksbühne Frankfurt am Main im Großen Hirschgraben ein festes Quartier. Und zur Eröffnung gab es eine neue Version von Heinrich Hoffmanns «Struwwelpeter» – Theater für Kinder mit ihren Erwachsenen, dazu drastische, teils ironische, teils makabre Musik von Uwe Dierksen, Christian Hommel und Hermann Kretschmar, alle Mitglieder des...
Liebe Leserin, lieber Leser,
die Zeit ist aus den Fugen. Wir hätten nie gedacht, dass unsere Städte und Länder den Shutdown erleben, dass Theater schließen, Opern nicht mehr spielen, Tänzer nicht mehr tanzen; jedenfalls nicht mehr öffentlich auf der Bühne, sondern bestenfalls im Streaming.
Menschenleben stehen «zur Disposition», wenn nicht mehr allen...
On the top zu sein, wie die Briten es so elegant zu formulieren wissen (das deutsche Wort «obenauf» klingt dagegen doch etwas verzopft), hat einen immensen Vorteil: Man sieht mehr. Weiter. Besser. Klarer. Vom zwölften Stockwerk des geschmackvoll eingerichteten Comfort Hotels Winn im Zentrum von Umeå beispielsweise, 52 Meter über dem Meeresspiegel, schaut man nicht...