Klingendes Spiel
Jeder Komponist wandelt sich während seines Schaffensweges. Trotzdem sind die für das Lebenswerk György Ligetis charakteristischen Änderungen sehr überraschend. Im 20. Jahrhundert kann man sie, wenn überhaupt, nur mit Igor Strawinskys kompositorischer Vielseitigkeit vergleichen. Ligeti geht noch über Strawinsky hinaus: Bei einigen Werken glauben wir einen anderen, neuen Komponisten zu treffen. Da ist einerseits die mächtige, unablässige schöpferische Produktivität eines Künstlers, mehr als fünfzig Jahre anhaltend und reich an Meisterwerken.
Andererseits spürt man eine kontinuierliche Wandlung, manchmal nur einen Hauch, aber nicht selten eine beträchtliche Metamorphose, die Ligetis Werken immer neue Frische schenkt.
So sehr das Ergebnis seiner Arbeit originell und innovativ war: Bei der Entstehung einiger Werke reagierte Ligeti auf die Musik anderer Künstler. Gegenstand der Inspiration konnte ein Madrigal der Renaissance sein oder mittelalterliche Kirchenmusik, die Kultur klassisch-romantischer Kammermusik oder Konzerte, europäische oder entlegene Volksmusik. Vor allem jedoch gingen Ligetis schöpferischer Tätigkeit ästhetische Überlegungen voraus, die auf die Veränderungen in der ...
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Da gelo a gelo» – «Von Erstarrung zu Erstarrung» könnte man den Titel von Salvatore Sciarrinos jüngster Oper übersetzen. Es ist die dritte Bühnenarbeit dieses Komponisten, die bei den Schwetzinger Festspielen uraufgeführt wurde. Das Werk fußt auf dem Tagebuch der japanischen Dichterin Izumi Shikibu, die vor etwa tausend Jahren lebte. Sie gilt als die größte Poetin...
Alceste ist tot, die Partie zu Ende. Die Protagonistin aber sitzt die letzten zehn Minuten der Aufführung noch an der Rampe: still, ohne zu singen, das ganze Drama um Leben und Sterben noch einmal rekapitulierend. Die kleinen Bewegungen ihres Kopfes, die Verschattungen des Blicks erzählen. Alceste blickt aus dem Jenseits zurück auf die Welt, auf Hoffnungen und eine...
Endlich einmal dürfen die Musikkritiker ihren Arbeitsauftrag als Geigerzähler beim Wort nehmen, denn in dieser Opernnovität geht es – vordergründig? – um Atomstrahlung und andere Verheerungen. Wenn John Adams in Sachen J. Robert Oppenheimer zum Komponiergriffel greift (oder zum Computer-Keyboard), dann schlagen diesmal Physikerherzen höher, denn hier kommt zum...