Kein großes (Opern)Kino
Erklingt in diesen Tagen auf einer Opernbühne der «Patria-oppressa!»-Chor aus Giuseppe Verdis «Macbeth», dann «inszeniert» ein Diktator wie Wladimir Putin mit, ganz gleich, was dabei zu sehen ist. Verstärkt wird dieser unangenehme Eindruck noch, wenn, wie zu Sommerbeginn am Theater Freiburg, ein ukrainischer Regisseur das Stück zu deuten versucht. Andriy Zholdak hat nach dem russischen Überfall auf seine Heimat sämtliche geplanten Regiearbeiten in Russland zurückgezogen und erklärt, er werde dort so lange nicht mehr inszenieren, wie das Unrechtsregime herrscht.
Nachdem Zholdak 2005 in Deutschland Furore gemacht hatte (an der Berliner Volksbühne, wo sonst?), galt er fortan in Charkiw als Theater-Provokateur und in Westeuropa als Geheimtipp. Kunst sollte daheim – von Staats wegen — erbaulich sein. Also ging Zholdak auf Tournee, in Richtung Westen. Auf den Opern-Geschmack kam er 2014 aber ausgerechnet in St. Petersburg – mit einer hochgelobten «Eugen Onegin»-Inszenierung am Michailowski-Theater. In der Folge machte der Regisseur dann unter anderem mit seiner Lesart von Zemlinskys «König Kandaules» (an der Opera Vlaanderen) und seiner Version von Tschaikowskis «Zauberin» (in Lyon) ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt 8 2022
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Joachim Lange
Vor fünf Jahren eröffnete im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt auf der Ile de Seguin der gigantische Musik- und Theaterkomplex «La Seine Musicale». Philippe Jaroussky mit seiner Académie Musicale und die Originalklang-Dirigentin Laurence Equilbey mit ihren Ensembles, dem Chor accentus und dem Insula orchestra, haben sich dort eingenistet. Das Programm bildet...
Ein junger Mann imaginiert sich die Welt – seine Welt; mit der kalten Realität da draußen hat sie nur wenig gemein. Dafür schilt ihn seine Mutter einen Lügner. Dabei hat doch gerade sie ihm als Kind all jene Märchen erzählt, die seine Fantasie so sehr beflügelt haben. Ja, ein Kind ist dieser Mann geblieben, als viril attraktives «Big Baby» stapft er noch immer...
Im Grunde ist mit den ersten Worten das Wesentliche gesagt: «Fremd bin ich eingezogen, fremd zieh ich wieder aus.» Der Wanderer in Schuberts «Winterreise» auf die ingeniösen Verse Wilhelm Müllers weiß, wohin sein Weg ihn führt: in jenes Dunkel, aus dem er kommt, immer schon kam. Eine Lichtgestalt war er nie, wird es nicht mehr werden. Und wer noch daran zweifelte,...
