Kann keine Trauer sein

Nach fünf Jahren hat Albrecht Puhlmann die Stuttgarter Staatsoper (nicht ganz freiwillig) verlassen. Uwe Schweikert zieht das Resumee einer Intendanz, die erst gegen Ende plausibel machen konnte, was sie wollte und warum.

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Als Albrecht Puhlmann im November 2003 zum Nachfolger von Klaus Zehelein als Intendant der Oper Stuttgart designiert wurde, war man allenthalben überzeugt, eine gute, ja ideale Wahl getroffen zu haben. Nach Jahren als erfolgreicher Operndirektor in Basel und wagemutiger Opernintendant in Hannover schien der versierte Dramaturg ein Garant für den intellektuellen Anspruch des Hauses, das unter Zehelein zu einer Hochburg des konzeptionellen Musiktheaters geworden war.

Als Puhlmann mit Beginn der Spielzeit 2006/07 sein Amt antrat, herrschte im Opernhaus bereits ein frostiges Klima, das von der Presse, aber auch von der Politik aufmerksam registriert wurde. Mit einem Kahlschlag in der Leitungsebene wie im Ensemble, der weit übers Haus hinaus Wellen schlug, hatte er sich unnötig Feinde geschaffen. Puhlmanns Entscheidung, sein gesamtes Team – vom Inspizienten bis zum Chefdramaturgen, vom Chefdisponenten bis zum Leiter des Besetzungsbüros –, aber auch einen Großteil der Sänger aus Hannover mitzubringen, während gleichzeitig bewährte Kräfte gehen mussten, war ein taktischer Fehler. Das musste den Eindruck vermitteln, er wolle sich erst gar nicht auf Stuttgart einlassen, sondern da ...

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Opernwelt Jahrbuch 2011
Rubrik: Ach, Stuttgart, Seite 42
von Uwe Schweikert

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