Jagdszenen im Zwischenreich
Für die gesamte Musik- und Theaterwelt stand fest, dass 1976, zur Zentenarfeier der Bayreuther Festspielgründung wie der Uraufführung des «Ring des Nibelungen», eine Neuinterpretation der Tetralogie anstand. Etwas Sensationelles musste her, Zeitgenossenschaft war gefragt; doch schon witterten die Uralt-Wagnerianer, den Schock von Götz Friedrichs verabscheuungswürdiger Arbeiter- und Bauern-Staat-«Tannhäuser»-Invasion von 1972 noch in den Knochen, neues Unheil. Schließlich galt der «Ring» als Wagners Hauptwerk, zudem mit angeblich germanischem, also nicht nur mythischem Hintergrund.
Schlimmes also schwante den Nornen der Reaktion. Mit Ingmar Bergman, Peter Brook und Peter Stein hatte Wolfgang Wagner schon Regisseursnamen ins Spiel gebracht, die weder Opernroutine noch gar Wagner-Weihe garantierten, aber immerhin Exklusivität verhießen. Doch alle drei sagten ab. Pierre Boulez, designierter Dirigent, hatte zumindest mit ausdrücklichem Segen Wieland Wagners schon ab 1966 dessen «Parsifal» dirigiert, war prominent genug, zudem Bayreuth-erprobt. Konservative Vorbehalte gab es zwar auch gegen ihn, ein Feindbild war er nicht.
Boulez allerdings empfahl Wagner für die «Ring»-Inszenierung ...
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