Italienische Reise
Seit ihrer Geburt im frühen 17. Jahrhundert hat die Kunstform Oper die Geister Italiens gespalten. Jahrhundertelang hatte man sich für sie buchstäblich entschuldigen müssen – gegenüber dem intellektuellen Bildungsbürgertum, das es vorzog, sich für die Wiederbelebung des «echten» griechischen Dramas einzusetzen, ebenso wie gegenüber Vertretern von Kirche und Staat, mochten diese auch noch so unbedeutende Kleinfürsten oder ausländische Besatzer sein.
Sämtliche denkbaren Verflechtungen von Mäzenatentum und Zensur, Lobpreis und Kritik seitens der Mächtigen haben hier – von Monteverdi bis Verdi und über diesen hinaus – ihren Ursprung. Heute hingegen misst sich der Marktwert einer Oper an ihrer (mal deutlicher, mal weniger deutlich erkennbaren) Relevanz in Bezug auf zeitgenössische Themen. Dabei wird Oper umkämpft von Bewahrern und Erneuerern, von Advokaten der Werktreue und Verfechtern des Regietheaters, von «alten Hasen» und jungen Bilderstürmern.
Die gute Nachricht: Die jüngere Generation geht heute wieder hin, auch in Italien. Vorbei die Tage, in denen Mittelklassen-Schnösel und adrette Studenten scharenweise zu Jazz- und Rock-, Symphonie- und Kammerkonzerten pilgerten, oder ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Carlo Vitali
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Kein lieto fine. Karthago geht unter. Dido ist sich sterbend darüber im Klaren, dass ihr Fall etwas für die Geschichtsbücher sein wird. Und für die Oper natürlich. Wie oft Pietro Metastasios Libretto zu «Didone abbandonata» vertont wurde, weiß niemand genau. Rund 60-mal mit Sicherheit. Johann Adolph Hasse, ein Freund des Wiener Hofpoeten, schrieb seine Version...
Karl Marx war kein Marxist und Richard Wagner kein Wagnerianer. Beiden ist noch zu Lebzeiten und erst recht nach ihrem Tod das widerfahren, was revolutionären Neuerern stets widerfährt: Aus ihrem Denken wurde ein System, aus ihrer Weltanschauung ein Glauben gezimmert. Wagner hat es geahnt. Jedenfalls überliefert Cosima in ihren Tagebüchern eine vier Wochen vor dem...