Ohne Schmäh
Sängerbiografien tendieren leicht zur Verklärung, verlocken auch seriöse Autoren gern zu romanhafter Ausschmückung oft nur rudimentär überlieferter Fakten. Wenn der Gegenstand der Beschreibung dann auch noch ein populärer Tenor mit einem wechselhaften und in Teilen tragischen Schicksal ist, dann kennt die Fantasie oft keine Grenzen. Richard Tauber ist nicht zum ersten Mal Gegenstand biografischer Bemühungen.
In schlechter Erinnerung ist mir das oberflächliche, klatschsüchtige Opus «Gern hab’ ich die Frau’n geküsst» von Michael Jürgs, vor neun Jahren bei Paul List in München erschienen.
Der neueste Versuch von Evelyn Steinthaler steht auf einem anderen Niveau. Die Autorin, die sich schon in früheren Publikationen mit dem Thema Exil auseinandergesetzt hat, ist keine Opern- oder gar Stimmenspezialistin, aber sie hat gelernt, wissenschaftlich – und das heißt nicht zuletzt: quellenkritisch – zu arbeiten und konnte hier auf Dokumente zurückgreifen, die erst in jüngster Zeit zugänglich gemacht wurden.
Sie betrachtet Tauber nicht in erster Linie als Sänger, sondern als Medien-Phänomen und damit als eine zentrale Figur der Zeitgeschichte, beschreibt seine Rolle im Musik- und ...
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Opernwelt Juli 2011
Rubrik: Medien/Buch, Seite 35
von Ekkehard Pluta
Ob es Alan Curtis noch zu einer Gesamtaufnahme aller Händel-Opern bringen wird? Dank der finanziellen Unterstützung der Händelianerin Donna Leon ist die Aufnahmeliste des 76-Jährigen schon auf über zehn Werke gewachsen, und nachdem frühere Curtis-Einspielungen eher den Werken aus der zweiten Reihe («Lotario», «Arminio») galten, wagt er sich seit einiger Zeit an...
Herr Nagy, Ihr Lebenslauf fordert eine Bemerkung einfach heraus: Vor etwas mehr als 24 Jahren sangen Sie als Knabensopran den Hirten im «Tannhäuser», jetzt steht Ihr Bayreuth-Debüt an. Bald können wir Sie zum Silbernen Wagner-Jubiläum beglückwünschen…
Stimmt, so habe ich das noch gar nicht gesehen. Und das mit nur zwei Wagner-Partien! Ich komme ja aus der...
Kontinent Sciarrino» betitelten die Salzburger Festspiele 2008 ihre neunteilige, dem Schaffen Salvatore Sciarrinos gewidmete Veranstaltungsreihe. An der überragenden kreativen Originalität und Potenz dieses nach Luigi Nono wohl bedeutendsten italienischen Komponisten des letzten halben Jahrhunderts bestehen heute kaum mehr Zweifel. Wer allerdings seine Werke hören...