Im unbehausten Gehäuse

Aus dem Klavierauszug: Janáčeks Oper «Die Sache Makropulos», bewegend ernüchtert am Mainfranken Theater Würzburg

Opernwelt - Logo

Natürlich wiederholt sich Geschichte nicht, jedenfalls nicht eins zu eins. Aber analoge Situationen lassen sich immerhin beobachten, zumindest nachträglich konstruieren. Vor gut 100 Jahren, mit Ende des Ersten Weltkriegs, führte mancherlei Not zu allerlei produktiven Provisorien. Auf die Opulenz von Hofmannsthals und Strauss’ «Frau ohne Schatten» folgte Strawinskys karge «Histoire du soldat». Nun nötigt die Pandemie in ganz anderer Weise zu vielfältigen Einschränkungen: des Repertoires, der Aufführungen, des Besuchs. Improvisation ist gefragt.

Ein bemerkenswertes Beispiel bietet das Würzburger Mainfranken Theater, das gerade saniert und erweitert wird – was dauert. Als Alternativspielstätte dient die Theaterfabrik Blaue Halle, zugehörig zu einer größeren, derzeit sehr gefragten, auf Kühlboxen spezialisierten Firma. Dieser Raum ist nicht nur als Ausweichspielstätte für Musik- und Tanztheater gut geeignet, er steht zudem für eine gelungene Symbiose von Industrie und Kultur. Einer Aufführung der Neuproduktion von Janáčeks «Sache Makropulos» stand also nichts im Wege, mit Ausnahme des pandemiebedingten Ausfalls des Orchesters. Auf die Premiere ganz verzichten wollte man der ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt März 2022
Rubrik: Im Focus, Seite 10
von Gerhard R. Koch

Weitere Beiträge
Premieren März 2022

Diese Übersicht bietet eine Auswahl der bei Redaktionsschluss (9.2.) als Präsenzvorstellung geplanten oder als Stream ange­kündigten Premieren und Festivals des Monats März 2022. Weitere Informationen finden Sie auf den Websites der Häuser. Eine Liste mit Kontaktdaten gibt es online unter diesem Link:
www.der-theaterverlag.de/serviceseiten/theaterlinks/

ML =...

Himmel und Hölle

Manchmal gleicht der Anfang schon dem Ende. Alles ist bereits erzählt, erlebt, durchlitten; auch die Musik, in diesem Fall das «Perdono»-Finale von Mozarts «Le nozze di Figaro», scheint, kurz vor Eintreten des Allegro assai, erschöpft zu sein. Aber wer weiß, vielleicht wird dieser Film über einen tolldreisten Tag auf dem Land noch einmal gedreht? Fast möchte man es...

Radikal reduziert

Wagners «Tristan und Isolde» in Nordhausen? In einem Haus, das keine 500 Zuschauer fasst (und zur Premiere nur 200 Menschen reinlassen durfte)? Mit einem Orchester, das gerade mal 50 Musiker zählt, dazu jede Menge Debütanten auf, vor und hinter der Bühne? Ist das nicht ein geradezu aberwitziger Plan? Ist es. Trotzdem funktioniert er, und zwar mehr als beachtlich,...