Im Schlachthaus
Rauchen, das weiß ein jedes Kind, ist ungesund. Aber stört das einen Oberpriester, der in direktem Kontakt mit der höchsten Instanz steht? Natürlich nicht. Also raucht Ramfis, dem Andreas Bauer Kanabas mit seinem markanten, grabesdunklen Bass furchterregende Präsenz leiht, eine nach der anderen.
Scheint nicht gut drauf zu sein, der Mann, der natürlich auch kein Oberpriester ist (schließlich sind wir in Frankfurt, wo die «Aida» seit der legendenumrankten Inszenierung von Hans Neuenfels 1981 jedwede Spiritualität lässig abgeschüttelt hat und Lydia Steier nun gleichsam in seine Fußstapfen tritt, um die Revolution der Verdi-Rezeption fortzusetzen), sondern ein Herr im Smoking samt Rose im Revers, allerdings mit erheblichem Suchtpotenzial. Kaum ist ein Glimmstängel verglüht, zieht er schon die nächste Droge aus seinen Taschen (wir vermuten: ein Aufputschmittel in Tablettenform) und schiebt sie sich zwischen die Zähne.
Die Inszenierung gibt der Figur weit mehr Raum, als sie im Original hat. Das aber mit gutem Grund. Der König von Ägypten (Kihwan Sim) ist ein todkranker Mann, dem zwei Assistentinnen unter die Arme greifen müssen, damit er sich überhaupt fortbewegen kann; er hat kaum noch ...
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Opernwelt Februar 2024
Rubrik: Im Fokus, Seite 8
von Jürgen Otten
Was wäre die Oper ohne die Liebe, ohne Venus, Amor und die durch sie erregten widersprüchlichen Emotionen? Das fragen die Sopranistin Marie Perbost wie der Haute-Contre Cyrille Dubois in ihren Recitals und haben dafür die französische Barockoper während der langen Herrschaft Louis‘ XV geplündert, als sich gegenüber den zeremoniellen Tra -gödien Lullys ein neuer...
Herr Pascal, wann und warum wurde das Ensemble «Le Balcon» gegründet?
Es war exakt der 17. November 2008. Das heißt, mit unserer Aufführung des ersten Teils von Stockhausens «Sonntag aus Licht» in der Cité de la musique haben wir kürzlich unser 15-jähriges Jubiläum gefeiert. Das erste Konzert von «Le Balcon» fand nur wenige Meter von hier statt, im Conservatoire de...
Herr Gerhaher, der Bühnenverein hat vor einiger Zeit mitgeteilt, dass Theater und Konzertsäle über 80 Prozent Auslastung melden, manche Häuser sprechen sogar von weit über 90 Prozent. Ist die Krise ist überwunden?
So etwas hört man. Die Frage ist nur, wie belastbar diese Zahlen sind. Es könnte ja auch bedeuten, dass viele kommen – aber manche nicht zahlen müssen....