Im Puppenhaus
Seit geraumer Zeit wird in ambitionierten Opernaufführungen die Ouvertüre zum Anlass für stumme Kommentare, Hintergründe oder Rückblenden genommen. Die als Einstimmung und Vorstellung der wichtigsten musikalischen Themen gedachte Musikstrecke sieht sich umfunktioniert zur Tonspur eines Stummfilms. Man ist schon fast irritiert, wenn, wie jetzt in Wuppertal, der Vorhang einfach mal unten bleibt und die Musik das Wort führt.
Zum Ende der Ouvertüre, die Johannes Witt mit Schwung und Sentiment dirigiert, geschieht dann aber doch noch etwas: In weißer Frakturschrift leuchtet der Titel der Oper auf, wird aber alsbald überblendet vom Schriftzug «Marguerite», bis er schließlich darunter ganz verschwindet.
Damit ist unschwer zu verstehen, dass Regisseur Matthew Ferraro, der auch sein eigener Bühnenbildner ist, die Gretchentragödie in den Mittelpunkt seiner Interpretation stellt. Wenn man es denn Interpretation nennen will, was der amerikanische Regisseur, der in seinem Vorleben Tänzer an der New Yorker Metropolitan Oper und Choreograph war, in den folgenden gut drei Stunden auf die Bühne bringt. Ferraro inszeniert Gounods Oper ganz ohne Subtext oder Dekonstruktions-Absichten sozusagen vom ...
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Opernwelt April 2025
Rubrik: Panorama, Seite 52
von Regine Müller
Der Bühnenbildner, so Hugo von Hofmannsthal in seinem kleinen Essay «Die Bühne als Traumbild», «muss durchs Auge gelebt und gelitten haben. Tausendmal muss er sich geschworen haben, dass das Sichtbare allein existiert, und tausendmal muss er schaudernd sich gefragt haben, ob denn das Sichtbare nicht, vor allen Dingen, nicht existiert.» Jolanthe, die Titel - figur...
Zu den ambitioniertesten Aufnahmeprojekten der jüngeren Zeit gehört die Gesamteinspielung all jener Werke Antonio Vivaldis, deren Handschriften vor gut hundert Jahren in den Besitz der Biblioteca Nazionale Universitaria in Turin gelangten: Es sind nicht weniger als rund 90 Prozent aller bekannten Autographen des Komponisten. Neben fast 300 Konzerten und zahlreichen...
Im Quartett der Rhein-Main-Theaterstädte Frankfurt, Wiesbaden, Darmstadt und Mainz kann letztgenannte dank Neugier und Vielfalt künstlerisch und spielplanerisch gut mithalten. Auf hessischer Seite fusionierte die Ballett -sparte von Wiesbaden mit Darmstadt; dem Mainzer Tanzensemble gelingt seit der Ära Martin Schläpfer und spätestens seit der vertanzten «Tanzsuite...