Wenn die Blumen Trauer tragen ...

... ist der Tod nicht weit, vor allem nicht, wenn der Komponist Giacomo Puccini heißt. Barrie Kosky inszeniert in Zürich «Manon Lescaut», Christof Loy in Basel «Turandot». Meisterlich sind beide Abende, zumal auch Marco Armiliato und José Miguel Pérez-Sierra die lyrischen Seiten der Partituren ausloten

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Eine todbringende Gesellschaft ist das, aber lustig anzusehen. Besondere Erheiterung schaffen jene beiden Pferde, welche die Omnibus-Kutsche, eine Vorform des öffentlichen Verkehrs, auf die Bühne ziehen. Die Pferde – nun, es sind keine Pferde, sondern Theatertiere, gespielt von Statisten, die ihre Wartezeiten in eher gekrümmter Körperhaltung und mit gewiss nicht übermäßig viel Sauerstoff durchstehen und sich dabei in ihren liebevoll ausgestalteten Kostümen die Beine vertreten, wie es ihre Vorbilder in natura auch tun.

Wieder einmal gibt es in diesem Eröffnungsbild zu Puccinis Dramma lirico «Manon Lescaut», die das Opernhaus Zürich jüngst ins Programm genommen hat, einen Moment zu erleben, wie es ihn in seiner Überraschungskraft nur live gibt. Am Werk waren dabei nicht nur Theaterpferde, sondern ein Theatertier im wörtlichen Sinn: Barrie Kosky.

Es ist wie immer bei diesem von sprühender szenischer Phantasie lebenden Künstler: Rein äußerlich mag das Bildhafte ausgreifend, vielleicht gar allzu üppig erscheinen, zumal sich die Mitstreiter des Regisseurs – in dieser Produktion Rufus Didwiszus für das diskrete, im entscheidenden Moment aber schlagkräftige Bühnenbild und Klaus Bruns für ...

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Opernwelt April 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Peter Hagmann, Alexander Dick

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