Im Bett des Beys
Restauration oder Revolution, das ist hier, gleichsam als Fallbeispiel für die Gattung, die Frage: Glaubt man Heinrich Heine, der Leben und Werk seines Zeitgenossen Gioacchino Rossini mit großem Interesse verfolgte und kommentierte, dann lässt sich Ersteres aus der Musik des genialischen Italieners heraushören; neigt man hingegen der Ansicht Antonio Amores zu, dann müsste man mit ihm und seiner Schrift «Brevi cenni critici» von 1877 exakt das Gegenteil postulieren, dass nämlich Rossinis Tönen der Geist, die Aura der Revolution innewohne.
Tatsache ist: Rossini schlägt in seinen Buffo-Opern der 1810er Jahre («L’italiana in Algeri», «Il barbiere di Siviglia» und «La gazza ladra») einen scharfzüngig-forcierten Ton an, der neu ist in der italienischen Oper. Und nicht selten reichen seine vorgeblich heiteren Späße ins Dämonische hinüber.
Die Inszenierung der Farsa «L’italiana in Algeri» durch Nigel Lowery und Amir Hosseinpour an der Staatsoper Berlin nimmt in diesem (imaginären) Gelehrtenstreit eine entschiedene Position für Amore ein: Die gesellschaftlichen Zustände, wie sie zu Beginn der Oper beschrieben sind, lösen sich nach und nach in den Wirren eines rasch, aber sorgfältig ...
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Sonderlich beliebt sind sie nicht, die alten Schweden. Fragt man in Stockholm nach nationalen Klassikern des Tonsatzes, kommen Einschätzungen wie «nicht wirklich gut» (der Komponist Anders Hillborg über den Komponisten Kurt Atterberg) oder das Bekenntnis «klingt mit Retuschen besser» (der Dirigent Manfred Honeck über den Komponisten Franz Berwald). Unverdrossen...
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