Idee statt Drama

Ullmann: Der Sturz des Antichrist
LEIPZIG | OPER

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Hochmut kommt vor dem Fall. Und dieser «Fall» ist tatsächlich todbringend. Der «Regent», der sich anmaßen wollte, Christus, der Erlöser, selbst zu sein und damit sogar noch über sein egozentrisches Credo «Ich bin» hinauszugelangen, stürzt ausgerechnet mit jenem Raumschiff ab, das er dem «Techniker» zu entwerfen aufgetragen hat. Nichts weniger als die Grenzen des Naturgegebenen sollten damit überwunden werden. Der Techniker hat aber bei seinem Erkundungsflug etwas anderes gesehen: das Übernatürliche, vielleicht Gott.

Dafür wird er erschossen, denn Höheres als den Regenten darf es im Weltbild des Diktators und seines Regimes nicht geben. Die Selbstüberhöhung freilich hat ihren Preis. Der Sturz des Antichristen ist die Strafe für irdische Hybris. Danach senkt sich die auch aktuell brisante Botschaft an das Volk als Schriftzug über das Finale: «Trennt euch nicht».

Reichlich verquast ist der Text des Anthroposophen (und Rudolf-Steiner-Nachfolgers) Albert Steffen, das der 1944 von den Nationalsozialisten in Auschwitz ermordete Komponist Viktor Ullmann in seiner als Bühnenweihefestspiel benannten Oper «Der Sturz des Antichrist» vertonte. Das Werk, 1935 vollendet und von Ullmann als ...

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Opernwelt November 2021
Rubrik: Panorama, Seite 40
von Karl Harb

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