«Ich will extreme Theatralik»
Frau Harms, an der Deutschen Oper Berlin arbeiten Sie eng mit dem Team zusammen, das Ihre Zeit an der Kieler Oper geprägt hat: mit Regisseur Alexander von Pfeil, Ihrem Chefdramaturgen Andreas K. W. Meyer, der Dramaturgin Katharina John und mit Ihrem Mann, dem Bühnen- und Kostümbildner Bernd Damovsky. Wird Berlin Groß-Kiel? Wird es einen «Deutsche-Oper-Look» geben?
Groß-Kiel wird Berlin ganz sicher nicht, allein schon deshalb, weil die beiden Städte, die Häuser, die Strukturen nicht vergleichbar sind und man so etwas nicht übertragen kann.
Und auch einen «Deutsche-Oper-Look» wird es nicht geben. Einen Deutsche-Oper-Stil schon eher, eine Linie, die allerdings zugleich von Vielfalt, von vielen verschiedenen Handschriften und Ästhetiken bestimmt sein wird. Alexander von Pfeil arbeitet völlig anders als ich, und die anderen Regisseure, die bei uns inszenieren werden, zeichnen sich auch eher durch ihre Gegensätze als durch Parallelen oder Gemeinsamkeiten aus. Und bestimmte Sachen wird es einfach nicht geben. Ich will keine Achtziger-Jahre-Chorregie! Kein Überagieren, kein Outrieren und kein hysterisches Über-die-Bühne-Rennen, das ist passé!
Ihre erste Spielzeit war komplett von Ihren ...
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