Junge und alte Garde

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Wer Robert Dean Smith nicht bei seinem Tris­tan-Debüt in Bayreuth und auch nicht im Rundfunk erlebte, kann dies nun auf der bei Oehms Classics erschienenen Best-of-CD nachholen.

Dass das Vergnügen nicht so ungetrübt ist wie auf der Festspielbühne, liegt ­einerseits daran, dass sich die Stimme in der Bayreuther Akustik leuchtender entfaltete, dort wie die von James King in seinen bes­ten Zeiten klang, aber auch daran, dass die «Szenen» aus «Tristan und Isolde» zwar gro­ße zeitliche Ausdehnung aufweisen, aber doch seltsam beschnitten sind: «Dünkt dich das?» beginnt die Einspielung von anderthalb Fiebervisionen Tristans unvermittelt – unter späterer Ausklammerung einer relativ kurzen Sequenz von Kurwenal, der mit der Stimme von Martin Bruns ansonsten durchaus präsent ist. Warum also dieser unnötige, sinnentstellende Schnitt und warum das abrupte, nachgerade verkitschte Ende bei «Ach, Isolde, wie schön du bist!»
Organischer klingt das halbstündige Duett des zweiten Akts (trotz des oft üblichen gravierenden Strichs) mit einer erstaunlich schlank und – auch dank der Aufnahmetechnik – zu­rück­haltend klingenden Linda Watson, selbst wenn man Brangänes Einwürfe vermisst und die Szene bei ...

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Opernwelt September/Oktober 2005
Rubrik: Im Focus, Seite 11
von Klaus Kalchschmid

Vergriffen
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Gefühlsstau in der Warteschleife

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