Junge und alte Garde
Wer Robert Dean Smith nicht bei seinem Tristan-Debüt in Bayreuth und auch nicht im Rundfunk erlebte, kann dies nun auf der bei Oehms Classics erschienenen Best-of-CD nachholen.
Dass das Vergnügen nicht so ungetrübt ist wie auf der Festspielbühne, liegt einerseits daran, dass sich die Stimme in der Bayreuther Akustik leuchtender entfaltete, dort wie die von James King in seinen besten Zeiten klang, aber auch daran, dass die «Szenen» aus «Tristan und Isolde» zwar große zeitliche Ausdehnung aufweisen, aber doch seltsam beschnitten sind: «Dünkt dich das?» beginnt die Einspielung von anderthalb Fiebervisionen Tristans unvermittelt – unter späterer Ausklammerung einer relativ kurzen Sequenz von Kurwenal, der mit der Stimme von Martin Bruns ansonsten durchaus präsent ist. Warum also dieser unnötige, sinnentstellende Schnitt und warum das abrupte, nachgerade verkitschte Ende bei «Ach, Isolde, wie schön du bist!»
Organischer klingt das halbstündige Duett des zweiten Akts (trotz des oft üblichen gravierenden Strichs) mit einer erstaunlich schlank und – auch dank der Aufnahmetechnik – zurückhaltend klingenden Linda Watson, selbst wenn man Brangänes Einwürfe vermisst und die Szene bei ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Inwieweit Carl Eberts Mozart-Inszenierungen, mit denen die Festspiele in Glyndebourne in den dreißiger Jahren eingeleitet und schlagartig berühmt wurden, einem kritischen Blick von heute standhalten würden, lässt sich aus Mangel an Filmdokumenten nicht sagen. Doch dass die musikalischen Interpretationen Fritz Buschs über Jahrzehnte ihren maßstäblichen Charakter...
Ein junger Mann im Orchestergraben hatte die wichtigste unter den vielen stummen Rollen des Abends. Seine Aufgabe bestand darin, die gerade benutzten Seiten der Dirigierpartitur festzuhalten und gegen die Windstöße des Mistral zu verteidigen. Er machte seine Sache gut. Und auch Michel Plasson war die Ruhe selbst: Er hat mehr Produktionen im Amphitheater von Orange...
Bevor Daniel Barenboim ihn gefragt habe, ob er sich vorstellen könne, in Bayreuth «Tristan und Isolde» zu inszenieren, verriet Heiner Müller vor zwölf Jahren in einem Gespräch mit dieser Zeitschrift (siehe OW 9/93), sei Patrice Chéreau für den Job vorgesehen gewesen. Der jedoch habe abgelehnt: «Tristan» könne man nicht inszenieren, das sei «ein Hörspiel». In der...