Ich sing’ jetzt ein Lied über gar nichts
Als «Opernwelt» und «Theater heute» ihren 50. Geburtstag feierten, erklärte die Kölner Intendantin Karin Beier, dass Theater alles bewirken solle: das Ende des Konflikts in Afghanistan, die Verflüchtigung des Ölteppichs im Golf von Mexiko, die Beseitigung der Arbeitslosigkeit... Ihr Sarkasmus über falsche Erwartungen gab das Stichwort. In der Neuköllner Oper ironisierten Matthias Rebstock, Tilman Rammstedt und der Komponist Michael Emanuel Bauer – «Brachland. Geschichten vom Nichts».
Thema: was unsere Großstadtgesellschaft so an Erwartungen umtreibt, eingeschlossen die Vorstellungen, die ein gewisser Jargon der Eigentlichkeit vom Musiktheater hat: Es muss Stil und Handlung haben, «soziale Relevanz» besitzen, was immer das heißt, darf «elitär» nur verhohlenermaßen sein, soll verständliche Inhalte darbieten, über die sich Kluges sagen lässt.
Zu unserer Freude lässt sich über «Brachland» viel Kluges sagen. Damit ist die Erfüllung der Erwartungen auch schon zu Ende. Neunzig Minuten im Grenzbereich zwischen Musik, absurder Literatur, Pantomime, Tanz, Körperkunst, Video, Kabarett – randvoll mit Ideen. Die Urheber haben mit dem achtköpfigen, virtuosen und vielseitigen Frauenensemble ...
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Der Glaube an die bewusstseinsverändernde Kraft des Theaters hat seine besten Tage hinter sich. Die aristotelische Katharsis, das Lessing’sche Vertrauen in die sittliche Wirkung der Empathie, der Schiller’sche Ruf nach der Schaubühne als moralischer Anstalt – all das kommt uns heute wie Schnee von gestern vor. Aus vielen Gründen. Vor allem wohl, weil die Bühne...
Die Met eröffnete ihre Saison mit dem Auftakt eines Unternehmens, das für das Haus sowohl in finanzieller als auch in künstlerischer Hinsicht von großer Bedeutung ist: Als erste Lieferung der lange angekündigten Neuproduktion des «Ring»-Zyklus präsentierte man «Das Rheingold» in der Regie von Robert Lepage. Rund 16 Millionen Dollar, so wird berichtet, umfasse das...
Ehre sei den Provisorien. Ohne die wäre vieles im Laufe der Musikgeschichte gar nicht zustande gekommen. Strawinskys «Histoire du Soldat» beispielsweise. Eine ganze Opernästhetik basierte wortwörtlich auf einer winzigen Behelfsbühne: dem «Nudelbrett» der Darmstädter Orangerie in der überaus kreativen Ära Harro Dicks vor dem Umzug ins neue Staatstheater. Begrenzung...