Hexenjagd

Quintessenz der italienischen Operntradition und subtile Parabel auf den Faschismus: Respighis «La fiamma» sorgt an der Deutsche Oper Berlin für Furore

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Gewöhnlich gibt es zu jeder Respighi-Aufführung eine journalistische Begleitkapelle, die stets dasselbe Thema variiert: sein Verhältnis zum Faschismus. Auch wir wollen von diesem Brauch nicht abweichen, umgeben doch «La fiamma» (Die Flamme) derart viele verdächtige Legenden wie sonst nur noch «I pini della Via Appia», den berüchtigten Orchestermarsch römischer Legionäre aus seiner «Trilogia romana».

In den 1920er-Jahren waren mehrere faschistische Schmuddelblätter mit dem Titel «La fiamma» erschienen; auch berichtete die Tochter des Librettisten Claudio Guas -talla, dass Mussolini gleich nach der Uraufführung bei der Zeitung «Il Popolo» angerufen und dem Kritiker in die Feder diktiert habe: «Brillante affermazione del genio italico». Schließlich noch das fatale Gruppenfoto aus dem Jahr 1928, auf dem Respighi bei einem Empfang im Palazzo Chigi neben dem Diktator steht.

Erdrückende Beweislage? Nur für den, der die Oper nicht kennt. Die letzte Chance, sie hierzulande zu erleben, war 1936 in Berlin, zwei Jahre nach der Uraufführung und keine zwei Monate nach Respighis Tod. Jetzt erlangt die bundesdeutsche Kapitale das Privileg einer zweiten Inszenierung und zieht mit Rom, Mailand und ...

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Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Volker Tarnow

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