Hexenjagd
Gewöhnlich gibt es zu jeder Respighi-Aufführung eine journalistische Begleitkapelle, die stets dasselbe Thema variiert: sein Verhältnis zum Faschismus. Auch wir wollen von diesem Brauch nicht abweichen, umgeben doch «La fiamma» (Die Flamme) derart viele verdächtige Legenden wie sonst nur noch «I pini della Via Appia», den berüchtigten Orchestermarsch römischer Legionäre aus seiner «Trilogia romana».
In den 1920er-Jahren waren mehrere faschistische Schmuddelblätter mit dem Titel «La fiamma» erschienen; auch berichtete die Tochter des Librettisten Claudio Guas -talla, dass Mussolini gleich nach der Uraufführung bei der Zeitung «Il Popolo» angerufen und dem Kritiker in die Feder diktiert habe: «Brillante affermazione del genio italico». Schließlich noch das fatale Gruppenfoto aus dem Jahr 1928, auf dem Respighi bei einem Empfang im Palazzo Chigi neben dem Diktator steht.
Erdrückende Beweislage? Nur für den, der die Oper nicht kennt. Die letzte Chance, sie hierzulande zu erleben, war 1936 in Berlin, zwei Jahre nach der Uraufführung und keine zwei Monate nach Respighis Tod. Jetzt erlangt die bundesdeutsche Kapitale das Privileg einer zweiten Inszenierung und zieht mit Rom, Mailand und ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Opernwelt November 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Volker Tarnow
Während die Opern Monteverdis und Händels fast schon zum Repertoire gehören, fristen die Werke ihrer französischen Gegenspieler Lully und Rameau noch immer ein Dasein als Mauerblümchen. Lullys dreizehnte und letzte, 1686 uraufgeführte Tragédie en musique «Armide», die soeben in einer glänzenden Neuaufnahme beim Label Château de Versailles Spectacles erschienen ist,...
Wie kamen Sie zur klassischen Musik?
Ich erinnere mich nicht mehr, was meine Inspiration war, ich weiß nur, dass ich als Kind zwei Dinge wollte: ein Klavier und einen Hund. Beides habe ich bekommen.
Beides? Sonst ist es doch immer so, dass Eltern sagen: entweder, oder?
Ich habe beides bekommen und bin dann 17 Jahre beim Klavier geblieben. Obwohl es ein Leidensweg...
Das Solo des Englischhorns tönt hier so hell, klar und schlank aus dem Graben, als wolle es das «Erwachen heiterer Gefühle bei der Ankunft auf dem Lande» hervorrufen. Doch keine Pastoral-Idylle einer nie geschriebenen zweiten Oper Ludwig van Beethovens wird von diesem imaginären, Schalmei blasenden Hirten im dritten Aufzug mit Klängen gemalt. Tristan identifiziert...