Herztier
Marta Gardolińska liebt das offene Wort. Bemerkenswert und rasant seien die Veränderungen im Musikgeschäft – anregende #MeToo-Debatten, neue Regeln über Parität an Opernhäusern, vor allem in Skandinavien, Fellowships für Dirigentinnen, von denen auch sie profitiert habe – mit einem Wort: Die Tore seien plötzlich offen gewesen, gerade in Frankreich, wo binnen weniger Jahre drei Dirigentinnen an die Spitze französischer Orchester vorrückten. Sie selbst ist seit 2021 Chefdirigentin des Orchestre de l’Opéra national de Lorraine in Nancy.
Für die 1988 in Warschau geborene Künstlerin ist es ein besonderer Ort. Das Opernhaus an der Place Stanislas wurde weiland vom polnischen Exilkönig Stanisław Leszczyński errichtet – als ein Dankeschön für jenes Asyl, das die Stadt Nancy ihm im 18. Jahrhundert gewährte. Auch den Platz, den Gardolińska auf dem Weg zu ihrem Wirkungsort überquert, gestaltete Leszczyński. Noch heute gibt es enge Verbindungen zwischen ihrer Heimat und Nancy. Dort gibt es eine polnische Community, einen polnischen Honorarkonsul. Und mit Marta Gardolińska jetzt eben auch eine polnische Chefdirigentin; zuletzt leitete sie die französische Erstaufführung von Ignaz Paderewskis ...
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Opernwelt Juli 2023
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Sabine Weber
Wenige Tage nach der Zürcher Premiere von «Lessons in Love and Violence», seiner dritten Oper, konnte George Benjamin den Ernst-von-Siemens-Musikpreis entgegennehmen. Die Ehrung folgt einer eigenen, plausiblen Logik. Der Engländer mit Jahrgang 1960 ist genuin mit der musikalischen Tradition des 20. Jahrhunderts verbunden, er verfügt über reiche Einfallskraft und...
Es ist einer dieser milden Frühlingstage, früher Abend. Im Dreieck zwischen der Avenida Canarias, dem Calvo Sotelo und der Calle Lentini am Rande des Barrio Histórico Triana fließt der Verkehr träge und entspannt dahin. Dominiert wird das Bild von den gelben Bussen, die sich an der Küstenstraße aufreihen und die letzten Strandgäste einsammeln. Vom Atlantik weht...
Das Werk ist unzeitgemäß […] Ich kann, was ich will, aber sie verstehen es nicht», erklärte Franz Schreker so schroff wie selbstbewusst, als seine Oper «Der singende Teufel» 1928 bei ihrer Uraufführung durchfiel. Die Kürzungen, die er vornahm, machten es nicht besser. Die einzige Wiederaufnahme nach 1945, John Dews Bielefelder Inszenierung 1989, strich das sperrige...