Haus der Geschichte(n)
Ein nostalgisches Karussell mit bunten Holzpferdchen dreht auf der Bühne seine Runden. «Ringelspiel» nennt man ein solches Kinderkarussell in Österreich. Später kreiselt auch noch der Bühnenboden, aber in die Gegenrichtung. Am Schluss hebt das Dach ab und verwandelt sich in jene Windmühlenflügel, gegen die der Ritter von der traurigen Gestalt Don Quijote vor Jahrhunderten vergeblich ankämpfte. Das alles sieht imposant aus und zeigt, was die nagelneue, tadellos schnurrende Bühnentechnik am frisch sanierten (Musik-)Theater an der Wien so alles draufhat.
Künstlerisch bleibt der Neustart leider etwas matt. Pünktlich zum 200. Geburtstag von Johann Strauss wurde eine seiner vergessenen Operetten ausgegraben: «Das Spitzentuch der Königin» war nach der Uraufführung 1880 am gleichen Ort einer der größten Erfolge des Walzerkönigs.
Die Handlung ist im Portugal des 16. Jahrhunderts angesiedelt, wo ein gewisser Cervantes auftaucht und sich in die Staatsgeschäfte einmischt. Das Land steht unter der Fuchtel eines skrupellosen Premierministers, der junge König frönt hedonistischen (gern außerehelichen) Genüssen, der Fortbestand der Monarchie ist bedroht. Für die Wiener Gesellschaft von 1880 war ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2025
Rubrik: Magazin, Seite 64
von Regine Müller
Der Schock sitzt bei denen, die sie kannten, nach wie vor tief. Im Juni vergangenen Jahres erlag die belgische Sopranistin Jodie Devos einem Krebsleiden, im Alter von nur 35 Jahren. Florian Sempey hat ihr nun sein neues Album mit Arien, Szenen, Duetten und Chören von Grétry, Gounod, Thomas, Donizetti, Tschaikowsky, Wagner, Orff und anderen zugeeignet – eine schöne...
Es ist eine Menge los im neuen Dortmunder «Don Giovanni»: Schon in der Ouvertüre tuscheln der Titelheld und sein Diener auf einer Bank am linken Bühnenrand und brechen in höhnisches Gelächter aus. In rascher Folge huscht auch das übrige Personal herbei. Konstellationen werden angedeutet, stumme Szenen skizzieren die folgenden Turbulenzen. Derweil hat George Petrou...
Die Welt ist voller Kinder übermächtiger Eltern, aber die Söhne von Goethe oder Napoleon waren väterlicherseits mit einem Format konfrontiert, das ein normales Leben praktisch unmöglich machte. Napoleon Franz Bonaparte, einziger ehelich geborener männlicher Nachkomme des französischen Kaisers und seiner österreichischen Frau Marie-Louise, lebte nach dessen...