Ein Werk der Stunde
Dieser Mephisto kommt mir nicht ins Haus!», rief Bertel Braunfels, die Gattin des Komponisten, voller Vorahnung aus, als Adolf Hitler 1920 nach einem Besuch der «Vögel» an Walter Braunfels herangetreten war. Der spätere «Führer» wünschte sich eine Hymne für seine frisch gegründete Partei und hielt den Namen «Braunfels» für urdeutsch, doch der Komponist lehnte ab. 13 Jahre später sollte der jüdische Familienhintergrund für die Entfernung von Braunfels aus allen Ämtern herhalten; der Komponist ging in die innere Emigration und überlebte die Nazi-Diktatur.
Auf der Grundlage der gleichnamigen Komödie von Aristophanes, in der es um die Macht -ergreifung der Vögel auf Initiative zweier Menschen geht, hat Braunfels eine weitsichtige Opern-Fabel geschaffen, in der die Weltordnung durch Demagogie aus den Fugen gerät. In Oldenburg inszeniert Holger Potocki diese Parabel über Verführbarkeit, Größenwahn und den Untergang einer irrsinnigen Vision als farbenfrohes Spektakel; die zahlreichen mehr oder weniger schrägen Vögel (Bühne und Kostüme: Lena Brexendorff ) stehen für gesellschaftliche Vielfalt. Nachdem die zuvor noch bunte Schar mahnende Stimmen überhört hat und nun darauf eingeschworen ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt März 2025
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Andreas Ströbl
Ausgerechnet wenn der berittene Bote im Finale alles aufklärt, wenn Mackie vom Galgen geholt und geadelt wird, da versagt das Pferd. Hat sich wahrscheinlich in die Kulissen verkrümelt, um den Kaviar-Eimer aus dem ersten Akt leer zu lecken. Oder feilt im Ballettsaal ein paar Gänge weiter an seinem Stepptanz. Der vorwitzige Gaul, in dem zwei Frauen stecken, mischt...
Es ist eine Menge los im neuen Dortmunder «Don Giovanni»: Schon in der Ouvertüre tuscheln der Titelheld und sein Diener auf einer Bank am linken Bühnenrand und brechen in höhnisches Gelächter aus. In rascher Folge huscht auch das übrige Personal herbei. Konstellationen werden angedeutet, stumme Szenen skizzieren die folgenden Turbulenzen. Derweil hat George Petrou...
In der Küche zeigt sich der soziale Unterschied. Eine schicke Kochinsel ziert den großzügigen Bungalow von Kaiser und Kaiserin. Gekocht wird hier natürlich nicht, das wäre zu profan, aber immerhin gefeiert – im dritten Akt nämlich, als die vermögende Familie zur Baby-Party versammelt ist und auf die Kaiserin wartet, die dann aber doch ohne Kind erscheint. Die...