Große Träume vom kleinen Glück
Händel hat sie alle geliebt – die Eifersüchtigen und die Neidhammel, die Tyrannen und die Spieler, die Koketten und die Intriganten. Deswegen bekommt jede seiner Opernfiguren mindestens ein Arienjuwel von ihm geschenkt. In der Oper «Alcina» gibt es viele Juwelen, viele Figuren, und eine leidet herrlicher als die andere: die Zauberin und der von ihr manipulierte Liebhaber Ruggiero, Ruggieros verratene Braut Bradamante, Alcinas am Ende um jede Liebe betrogene Schwester Morgana sowie deren gehörnter Geliebter Oronte.
Man versteht alle und mag keinen, außer vielleicht Oberto, Alcinas Adoptivkind. Doch in Bonn bekommt auch die Fassade des unschuldigen Knaben – Sopranistin Nicole Wacker beweist, dass selbst diese Rolle großen Stimmen schmeichelt – feine Risse. Regisseur Jens-Daniel Herzog verzichtet auf den Zauber und lässt die Menschen sich selbst kompromittieren. Unter der präzisen, aber beschwingten Hand der Barockexpertin Dorothee Oberlinger erreicht das Beethoven-Orchester Bonn auch ohne historische Instrumente stilistische Höhen.
Der Abend steckt voller musikalischer Höhepunkte: die tänzerischen Vor- und Zwischenspiele, ein vitales Finale, solistische Preziosen (besonders in den ...
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Opernwelt Januar 2025
Rubrik: Panorama, Seite 39
von Anna Chernomordik
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Make love, not war!» In einer zugespitzten Weltsituation hat dieser Aufruf fast existenzielle Bedeutung. Der «Armida»-Stoff aus Torquato Tassos Epos «Das befreite Jerusalem» behauptete durch die Jahrhunderte hindurch dennoch das Gegenteil: Männliche (Kriegs-)Disziplin sei besser als erotische Verweichlichung. In Potsdam entwickelt Haydns Vertonung eine packend...
Nicht, dass es in den zwei Jahrzehnten zuvor schlecht gelaufen wäre, keineswegs. Immerhin wurde während der Intendanz von Eric Vigié der hochmoderne Anbau, mit dem die Opéra de Lausanne eine eigene Produktionsstätte erhielt, seiner Funktion übergeben. Doch mit der Ankunft von Claude Cortese, dem neuen Intendanten der Opéra de Lausanne, hat jetzt auch künstlerisch...