Geschichte als Gegenwart
Bei den großen Sängern der jüngeren Vergangenheit sind zwei Typen zu unterscheiden: die historischen und die zeitlosen. Lisa della Casa, die vor einigen Monaten ihren 90. Geburtstag feierte, gehört zu der zweiten Kategorie. Hört man sich ihre Aufnahmen an, so ist man immer wieder überrascht von der Frische ihrer Stimme und der Gegenwärtigkeit ihrer Interpretationen. Im Alter von 54 Jahren hat sie sich von Bühne und Podium zurückgezogen.
Auch damals hatte ihr Timbre noch die jungmädchenhafte Klarheit und Reinheit, die ihr Markenzeichen war, sich aber mit einer damenhaften Aura glücklich verband. Wohl deshalb wurde Arabella über Jahre hinweg ihre Paraderolle. Selten haben sich bei einer Sängerin Natürlichkeit und Noblesse so idealtypisch vereinigt. Es hat nicht an kompetenten Kritikern gefehlt, die ihrem Vortrag eine gewisse Kühle nachsagten, sogar Defizite im dramatischen Ausdruck festgestellt haben wollten.
Die jetzt von Orfeo vorgelegte Auswahl von Live-Aufnahmen aus der Wiener Staatsoper widerspricht dieser Ansicht. Della Casas Kunst war eine Kunst der Diskretion, deren Fundament die völlige Durchdringung von Text und Musik. Nicht ohne Grund war sie als Lied-Interpretin ebenso ...
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