Gesamtkunstwerke
Alles schon einmal dagewesen. Mit Maßanfertigungen für Farinelli haben bereits Vivica Genaux, Philippe Jaroussky oder Bejun Mehta Silberscheiben bestritten. Selbst das Conchita-Wurst-Styling von Cecilia Bartoli, als provokatives Gender-Pendeln gemeint, kennt man aus ihrem Salzburger «Ariodante». Bemerkenswert ist eher: Die Koloraturmaschine tuckert noch immer rund und hochtourig wie ein frisierter Fiat Cinquecento. Man höre dazu nur Porporas «Nell’attendere mio bene» oder sein «Come nave».
Arien, die herrlich heißlaufen, mit teils abstrusen Verzierungen, und die vorführen: Nachdruck und Exaltiertes müssen nicht gleichbedeutend sein mit Lautstärke und Grimasse. Il Giardino Armonico und Giovanni Antonini sind der Bartoli da seelenverwandt.
Mindestens ebenso staunenswert bleiben bei der Römerin die ruhigeren Nummern. Porporas «Vaghi amori» ist ein makelloses, wie versonnenes und doch extrem beherrschtes Nachzeichnen der Linien. Noch bestechender glückt ihr das in Porporas «Alto Giove» mit den weit gespannten Phrasen, der Atemkontrolle und einer emotionalen Tiefe ohne Larmoyanz. Dass die Bartoli die Mezzos als eigentliche Nachfolger der Kastraten begreift, ist sehr zu diskutieren – ...
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Opernwelt März 2020
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 26
von Markus Thiel
Diese Übersicht bietet eine Auswahl der angekündigten Musiktheater- und Opernpremieren im März 2020. Informationen zu Wiederaufnahmen und Repertoirevorstellungen finden Sie auf den Websites der Häuser. Eine Liste mit Kontaktdaten gibt es online unter diesem Link:
www.der-theaterverlag.de/serviceseiten/theaterlinks/
ML = Musikalische Leitung
I = Inszenierung
B =...
Der Raum habe für sie etwas «Flirrendes, Zittriges», sagt Regisseurin Barbara Frey. Das ist zweifelsohne richtig. Doch da, wo einem in einem Vexierbild die Augen ineinander übergehen, kehrt gleichzeitig Starre ein. Insofern ist Bettina Meyers Bühnenbild für Mozarts «Le nozze di Figaro» am Theater Basel in jeder Hinsicht bemerkenswert: Mehrere sich ins Unendliche...
Derart irisierend ereignen sich Richard Wagners utopische Augenblicke womöglich nur in Frankreich. Der Solo-Oboist des Orchestre National du Capitole beglaubigt das Bekenntnis zur Empathie so einfühlsam, er umspielt die Parsifal-Stimme des Nikolai Schukoff derart liebevoll («sehr zart» schreibt die Partitur für diese Pianissimo-Phrase vor), dass der durch Mitleid...
