Gerundet und doch ganz schön eckig
Bei allem gebotenen Ernst: Das hier einmal ausgesprochen physisch dargebotene Schlussgerangel um den Ring, in dessen Verlauf die Rheintöchter Hagen buchstäblich niederringen, ist dann doch ziemlich lustig. Hin und her geht es. Hagens «Zurück vom Ring!», immerhin die letzten Worte des Stücks, bleiben folgenlos, wie ja generell das vielleicht sinnvolle Abstandsgebot für «Ring»-Projekte kaum eingehalten wird: Ein Haus, das auf sich hält, will einen haben, und zwar komplett, auch wenn noch mitten in der Arbeit der Regisseur abhanden kommt.
So geschehen dem Intendanten Peter de Caluwe in Brüssel. Die Entscheidung fiel fürs Weiter- und Fertigmachen. Auf Romeo Castelluccis assoziationsreiche, rätselvolle, oft schon lichttechnisch dunkle Anfänge folgte Pierre Audi; dieser stieg mit «Siegfried» ein und führte die Sache nun in seinem Sinn zu einem offenen Ende. Kaum haben die Rheintöchter dem hünenhaften und wirklich gewaltig grimmigen Hagen (Ain Anger) den machtgebietenden Funkelring entwunden, reckt ihn eine der Damen triumphal in die Höhe. Die gleiche Geste gab es schon, als Brünnhilde sich während der Trauermusik des Reifs bemächtigt hatte. Vielleicht lässt das auf eine skeptische ...
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Opernwelt April 2025
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Holger Noltze
Der 17. Juni 1949 war einer jener Tage, den wohl keine Sängerin, die je die Rolle der druidischen Priesterin verkörpert hat, wird vergessen können. An diesem mild-warmen Sommertag stand im Teatro Colón zu Buenos Aires die (Musik)Welt für einen Moment still, atemlos staunend. An der Seite von Fedora Barbieri, Mario del Monaco und Giulio Neri sang Maria Callas die...
Grimmig war Mark-Anthony Turnage angesichts manch harscher Kritiken zu seinem letzten Musiktheater «Coraline»: Er müsse ja keine Opern mehr schreiben, wenn sie auf so wenig Gegenliebe stießen. Nun denn, Turnage schuf dann doch ein neues Werk, mit Spannung erwartet und mit erheblichem Aufwand nun uraufgeführt an der Royal Opera Covent Garden. «Festen», ein Film des...
Hier stimmt einfach jedes Detail. Erstaunlich ist eigentlich nur, dass dieses Libretto vor mehr als 300 Jahren entstand und nicht erst vor ein paar Monaten. Vincenzo Grimani schrieb es, überaus frei im Umgang mit der römischen Geschichtsschreibung. «Agrippina», Händels erster großer Bühnenerfolg, wird in Zürich zu einem aufregenden, absolut heutigen Abend, bei dem...
