Es war ein (Alb-)Traum
Die Namen von Robert Fürstenthal und Walter Aptowitzer sind vermutlich nur wenigen Eingeweihten ein Begriff.
Beide Komponisten stammten, wenngleich sie unterschiedlichen jüdischen Milieus angehörten, aus Wien; beide mussten 1938, nach dem «Anschluss» Österreichs, ihre Heimat verlassen, um nicht in die Fänge des nationalsozialistischen Terrors zu geraten; und beide fanden in den Vereinigten Staaten von Amerika eine neue Heimat (wo Aptowitzer auf Anregung eines dort ansässigen Freundes seinen künftigen Nachnamen «Arlen» annahm), was sie aber nicht daran hinderte, sich mehr oder weniger dauerhaft nach Wien zurückzusehnen und diese Stadt auch in ihren Werken in dieser oder jener Form zu idealisieren. Während Fürstenthal das Komponieren vor allem als eine Art Therapie nutzte, wählte Arlen den Umweg über den Musikjournalismus; seine Tätigkeit bei der «Los Angeles Times» ermöglichte ihm den Kontakt zu zahlreichen anderen Künstlerinnen und Künstlern, die vor den Nazis ins US-amerikanische Exil geflüchtet waren. Ende der 1960er-Jahre wandte er sich wieder dem Schreiben von Stücken zu, allerdings komponierte er, wie Fürstenthal, in erster Linie für sich selbst, als eine Art der Trauerarbeit – einer von vielen Belegen mag der dreiteilige Klavierzyklus «Arbeit macht frei» sein, dessen zweiter Satz für Metronom solo die Gaskammer von Auschwitz darstellen soll. Erst 2008, bei einem Konzert im Jüdischen Museum in Wien, wurde Arlens Musik wiederentdeckt, mit Aufführungen seines Liederzyklus’ «The Poet in Exile» und des Oratoriums «Song of Songs». ...
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Opernwelt April 2025
Rubrik: Medien, Seite 35
von Jürgen Otten
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