Gegen das Vergessen
Die Greek National Opera bringt im Großen Saal ihres architektonisch wunderbaren Renzo-Piano-Baus regelmäßig die großen Repertoirestücke heraus. Direkt nebenan gibt es mit der «Alternative Stage» eine weitere Spielstätte für rund 500 Gäste; der multifunktionale Raum ist wohl einer der wenigen Orte überhaupt, wo es möglich ist, pro Spielzeit vier neue Bühnenwerke zu präsentieren. Nun kam dort «Madre Salonico» zur Uraufführung, ein Stück, das mehr Theater mit Musik ist als genuines Musiktheater.
Madre Salonico – das ist die Mutter Thessaloniki, über Jahrhunderte hinweg mediterranes Schutzgebiet für jüdische Flüchtlinge, besonders für die sephardischen. Lange waren die jüdischen Bewohner die größte Volksgruppe der Stadt – vor den Türken und, weit abgeschlagen, den Griechen. Hauptsprache war das heute fast ausgestorbene Ladino, ein spanischer Dialekt mit hebräischen und wenigen griechischen Einsprengseln.
Die Geschichte um die einst berühmte Sängerin Zana und ihren Enkel Idó, der in New York lebt, ist ein bisschen konstruiert, und die Musik besteht aus einfachen Liedern – aber das macht nichts. Die Anliegen dieses Abends sind andere, und sie sind gewichtig: Eine wichtige, reichhaltige ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Magazin, Seite 81
von Stephan Knies
Der Protagonist als leuchtendes Vorbild? Zumindest der Beginn dieser Uraufführung, die sein Name titelgebend ziert, suggeriert dergleichen. Noch ist kein einziger Ton erklungen, da sieht man das Gesicht dieses Mannes. Geisterhaft hebt es sich aus einem Bühnendunkel ab, das sich dann nach und nach mit seiner Handschrift füllt, so als wären es vor allem Gedanken und...
Als er seine Kirche in ihrer Anpassung an den faschistischen Staat scheitern sah, wagte Dietrich Bonhoeffer, einer jener wenigen Aufrechten, die sich der Gleichschaltung des Glaubens widersetzten, den Widerstand. Schließlich gelte es «nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen». Christentum bedeute Entscheidung,...
Ausnahmetalent
Die Poesie ist schon ihrem Vornamen eingeschrieben: Mondblume. Und als solche blüht Aigul Akhmetshina nun schon seit einigen Jahren mächtig auf. Ihre Elisabetta in Donizettis «Maria Stuarda» war eine Sensation, ebenso ihre Carmen. Und auch in der Partie der Adalgisa zeigt die Mezzosopranistin, wieviel Potenzial in ihrer warmen Stimme steckt. Ein...